Und warum kooperieren wir? Weil wir gut sind, oder weil es uns Vorteile bringt?
Survival of the Fittest – das ist nicht, was den Menschen ausmacht. Wettkampf und Verdrängung: das kann ein Löwe oder ein Elch besser als der Mensch. Den Mensch zeichnet seine Fähigkeit zu kooperieren aus. Er ist ein zutiefst soziales und kooperatives Wesen. Er vergisst es nur manchmal
Wie lässt sich das Leitmotiv “Kooperation” auf unser Wirtschaftssystem übertragen?
Wenige Worte an richtiger Stelle genügen. Der Artikel 151 der bayerischen Verfassung von 1946 lautet: “Alle wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.” Ein Wirtschaftssystem, das diesem Grundsatz folgt, belohnt Leistungen für das Gemeinwohl stärker als Leistungen, die nur wenigen dienen.
Aber Konkurrenz belebt doch das Geschäft, oder nicht?
Stimmt – zumindest in vielen Fällen. Wir sind auch gar nicht gegen Konkurrenzdenken. Wir wollen es nur in sein Revier verweisen.
Wie sähe unser privates Leben aus, wenn es mehr auf Kooperation aufgebaut wäre? Wie würde es sich von unserem heutigen unterscheiden?
Man würde mehr miteinander reden. Oder anders gesagt: wer in stabilen Beziehungen lebt, kann offenbar ohnehin ganz gut kooperieren.
Macht Kooperation das Leben einfacher?
Ganz und gar nicht. Es ist viel einfacher, autoritär Regeln durchzusetzen als miteinander zu kooperieren. Aber es zeigt sich, dass kooperative Systeme stabiler und auf die Dauer erfolgreicher sind als autoritäre Systeme. Kooperation ist anstrengend. Aber sie lohnt sich.
Gibt es einen allgemeinen Trend zur Kooperation?
Die wesentlichen Innovationen der vergangenen Jahrzehnte sind kooperativ. Es gibt mehr Demokratien, mehr Gleichberechtigung der Geschlechter, mehr Mitbestimmung in Betrieben, das Bildungssystem hat sich ebenfalls in eine kooperative Richtung verbessert. Zuletzt ist das Internet dazu gekommen. Eine Riesenkooperationsplattform.
Wie funktioniert denn nun eigentlich die “Kunst des kooperativen Handelns”?
Kooperieren heißt kommunizieren. Echte Kooperation zeichnet sich dadurch aus, dass man ständig über das Objekt der Kooperation spricht, die Interessen, die man daran knüpft thematisiert und auch die eigenen Emotionen zur Sprache bringt. Wenn man sich auf diesen drei Ebenen gut austauschen kann, sind die Chancen groß, dass man zusammen mehr zustande bringt als allein.
Bild oben: © Greg Epperson – Fotolia.com
Claas Triebel und Tobias Hürter: Die Kunst des kooperativen Handelns: Eine Agenda für die Welt von morgen. 224 Seiten, 16,95 Euro.
Foto: Verlag Orell Füssli