Viele Menschen, die an Migräne leiden, wissen sich nicht zu helfen, wenn die schlimmen Kopfschmerzen anfallartig auftreten. Schmerztabletten bringen – wenn überhaupt – nur kurzfristige Linderung, bekämpfen die Krankheit aber nicht grundlegend. Italienischen Forschern ist es jetzt gelungen, ein Gen zu identifizieren, das für die Neigung zu Migräneanfällen verantwortlich ist. Der Genetiker Giorgio Casari und der Neurowissenschaftler Roberto Marconi vom San Raffaele Scientific Institute in Mailand hatten dazu sechs Generationen einer für Migräne anfälligen Familie untersucht. Bei allen Familienmitgliedern fanden sie im Chromosom 1 das Gen ATP1A2. Dieses Gen verursacht eine Fehlfunktion der Natrium-Kalium-Pumpe der Zellen. Dadurch blähen sich die mutierten Zellen auf, was zu bohrenden Kopfschmerzen und der so genannten Aura führt. Die Aura ist ein Vorbote der Migräne und äußert sich unter anderem durch Augenflimmern und Gesichtsfeldstörungen. Casari setzt große Hoffnungen auf seinen Fund: „Herkömmliche Medikamente können den Kopfschmerz nur betäuben. Wenn wir aber die geschädigte Pumpaktion direkt behandeln, kann der Schmerz an der Basis bekämpft werden.“
Hans Groth