Seit Jahrzehnten rätseln Astronomen über die energiereiche Molekülwolke W49A, 37000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Adler. Ihre Masse entspricht der von einer Million Sonnen, und ihr Teilbereich W49A gehört zu den stärksten Radioquellen in der Milchstraße. Nun gelang es João Alves und Nicole Homeier von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching erstmals, in W49A hineinzuspähen. Mit dem 3,5-Meter-New Technology Telescope der ESO auf dem chilenischen Berg La Silla fanden sie über 100 massereiche Sterne in der ionisierten Wasserstoffwolke. Ihre Massen betragen das 15- bis 20- und teilweise sogar mehr als das 100fache unserer Sonne. 30 von ihnen drängeln sich in der nur 20 Lichtjahre großen Zentralregion. So viele junge Riesensterne auf engstem Raum lassen darauf schließen, dass die Sternentstehung dort fast simultan erfolgte und nicht, wie manche Modelle besagen, nacheinander durch eine Art Domino-Effekt. „Wir haben vier Sternhaufen in W49A gefunden mit regelrechten Sternenmonstern“, sagt Nicole Homeier. „Sie bombardieren ihre Umgebung mit ihrem Sternwind und ihrer starken Ultraviolett-Strahlung.“ Auf diese Weise kommt der starke Energieausstoß der Molekülwolke zustande. „Das ist kein gemütlicher Ort in unserer sonst so ruhigen Milchstraße.“
Hans Groth