Den Anstoß gab Thomas Rolle, Müller in Waldkirchen im Erzgebirge. Er wandte sich mit einem alltäglichen Ärgernis an Klaus Nendel von der Chemnitzer Universität. Beim Getreidemahlen, erklärte der Müller dem Ingenieur, bleibe ein Viertel des Korns als Kleie übrig. Die sei zum Wegwerfen doch eigentlich zu schade.
Nendel und sein Doktorand Thomas Ansorge hatten eine Idee: Verpackungsmaterial aus Kleie könnte die Polystyrolschaumstoffe ersetzen, in die derzeit Kühlschränke, Fernseher oder Computer eingepackt werden. Vorteile der Ökoverpackung: Während die Schaumstoffe praktisch nicht verrotten, ist Kleie leicht und biologisch abbaubar. Außerdem ist Kleie billig, weil sie, im Unterschied zu anderen nachwachsenden Roh-stoffen, nicht eigens angebaut werden muß – sie fällt als Abfall an.
Nendel und Ansorge entwickelten ein Verfahren, aus Kleie und abbaubaren Zusatzstoffen stoßfeste Polster zu formen. Mittlerweile ist die Methode patentiert und die Kleiepolster sind marktreif. Derzeit verhandelt Nendel mit verschiedenen Firmen.
Von sich aus meldete sich ein großer deutscher Chemiekonzern. Der hält die Namensrechte am wohl bekanntesten Polystyrolschaumstoff. Schriftlich verbat er sich, daß seine Marke in Zusammenhang mit der Chemnitzer Entwicklung genannt wird.
Klaus Nendel