Zwar nicht mit neuen Augen, aber doch mit neuen Hornhäuten nehmen zehn Freiwillige seit mittlerweile zwei Jahren ihre Umgebung wahr – und sind damit sehr zufrieden. Das Besondere: Die Probanden tragen nicht die Hornhaut eines toten Spenders, sondern ein künstliches Pendant aus synthetisch hergestellten und vernetzten Kollagenfasern im Auge. Die Idee dazu hatte der schwedische Augenheilkundler Per Fagerholm von der Universität in Linköping. Zusammen mit kanadischen Kollegen wollte er testen, ob eine biosynthetische Hornhaut, die etwa so aussieht wie eine weiche Kontaktlinse, eine Alternative zu einer Spenderhornhaut ist. 2007 entfernte er daher bei zehn Freiwilligen in jeweils einem Auge die verletzte oder geschädigte Hornhaut und setzte das Kunstmaterial ein.
Die Bilanz nach zwei Jahren, die Fagerholm jetzt veröffentlicht hat, sieht gut aus: Nachdem der Arzt das Kollagengitter eingesetzt hatte, begannen unverzüglich körpereigene Zellen das neue Gewebe zu besiedeln und bildeten allmählich die natürliche Hornhaut nach. Auch Nerven wuchsen in das Implantat ein, wodurch das behandelte Auge sogar wieder berührungsempfindlich wurde. Bei sechs der Probanden verbesserte sich das Sehvermögen durch den Eingriff zudem deutlich, lediglich zwei beobachteten eine leichte Verschlechterung – ein Ergebnis, das etwa dem bei Spender-Hornhäuten entspricht.
Die künstliche Variante schneidet sogar in mancher Beziehung besser ab: Da sie keine körperfremden Zellen enthält, wird sie nicht abgestoßen, weshalb der Empfänger des Kollagen-Implantats sein Immunsystem nicht mit Medikamenten zu unterdrücken braucht. Die künstliche Hornhaut lässt sich zudem in unbegrenzter Menge herstellen, während Spender-Hornhäute extrem rar sind. Per Fagerholm hofft, dass sich sein biosynthetisches Gewebe auch in weiteren Tests bewährt, denn in diesem Fall könnte die neuartige Ersatz-Hornhaut bereits in fünf bis sechs Jahren sehbehinderten Patienten zur Verfügung stehen.