Gut zwei Drittel der Wasserkraftressourcen Chinas konzentrieren sich auf die unterentwickelten Provinzen Sichuan, Yunnan und Tibet. Doch die meiste Energie wird an den Küsten im Osten und Süden gebraucht. Mit dem Ausbau der Wasserkraft müssen die Energieversorger deshalb auch die Netze hochrüsten und lange Leitungen bauen – eine Aufgabe, die auch ansteht, wenn die großen Windparks vor den Küsten von Nord- und Ostsee oder die geplanten Solarthermiekraftwerke des Desertec-Projekts in der Sahara in Betrieb gehen.
So baut der Betreiber China Southern Power Grid eine Fünf-Gigawatt-Leitung, die Energie aus Wasserkraftwerken am Jinsha von Lufeng in der Provinz Yunnan nach Guangzhou an der Südostküste des Landes transportiert. Die gut 1400 Kilometer lassen sich mit geringen Verlusten nur mit Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) überbrücken – bei diesem Projekt mit einer Weltrekordspannung von 800 000 Volt. Nur fünf Prozent der Energie gehen dabei unterwegs verloren. Bei einer Wechselspannungsleitung wären es mindestens 13 Prozent. In der Sendestation in Lufeng wird die Wechselspannung mit lasergezündeten Thyristoren gleichgerichtet, in Guangzhou zerhackt eine spiegelbildliche Anlage die Gleichspannung wieder in Wechselspannung.
Knapp 40 Prozent des gesamten Investitionsvolumens von etwa einer Milliarde Euro entfällt auf Siemens. In früheren Anlagen war die Quote höher, aber chinesische Firmen versuchen, die Technologie zu kopieren. Doch ohne „Made in Germany“ wird es auch in künftigen HGÜ-Strecken, die mit noch höheren Spannungen arbeiten sollen, nicht gehen, glaubt Susanne Vowinkel, die bei Siemens für Verträge und Betreuung von HGÜ-Kunden zuständig ist.