Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

„Man kann nur dann Dinge erreichen,

Allgemein

„Man kann nur dann Dinge erreichen,

„Man kann nur dann Dinge erreichen, wenn man eine klare Vorstellung von ihnen hat.“ Diesen Satz hat Oliver Schultz (31) zu seinem Lebensmotto gemacht. Und er hat bereits viel erreicht: Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg stellte der Physiker den Wirkungsgrad-Weltrekord bei multikristallinen Silizium-Solarzellen auf, der damit jetzt bei 20,3 Prozent liegt. In zweijähriger Arbeit entwickelte der Doktorand einen Prozess, der Fehlern bei der Solarzellen-Herstellung vorbeugt. Bisher musste das Silizium auf 1050 Grad Celsius erhitzt werden. Dabei kam es zu Defekten in der mikroskopischen Struktur der Zellen. Schultz ersann Tricks, mit denen sich die Herstellungstemperatur auf 800 Grad senken ließ. Mit Riesenerfolg: Es gab deutlich weniger Fehler, und die Effizienz bei der Stromherstellung stieg.

Was machen Sie in Ihrer knapp bemessenen Freizeit? Ich spiele recht gern Fußball – nicht mehr im Verein wie in meiner Jugend, sondern lieber mit Freunden auf der Sommerwiese. Mit meiner Partnerin gehe ich des Öfteren ins Theater. Außerdem baue ich gern Möbel: Das Hochbett, in dem wir schlafen, habe ich selbst gemacht, ebenso eine Blume aus Holz, die sich bei Sonnenaufgang öffnet und abends wieder schließt. Bei Stühlen bin ich dagegen nicht so erfolgreich – nachdem zwei wieder zusammengebrochen sind, habe ich aufgegeben. Abschalten kann ich nicht ad hoc, gerade in der Woche verfolgt mich die Arbeit oft bis in den Abend. Da viele meiner Freunde aus dem wissenschaftlichen Umfeld kommen, ist Forschung immer mal wieder Gesprächsthema.

Welche Rolle spielt der Glauben für Sie?

Mir fällt es schon schwer, die biblische Schöpfungsgeschichte zu glauben. Abstrakt betrachtet, kann ich mich allerdings damit anfreunden. Denn dass alles nur Zufall sein soll, ist für mich schwer vorstellbar.

Wie kritisch sind Sie?

Anzeige

Bei gängigen Lehrmeinungen tue ich mich schwer, gegen den Strom zu schwimmen. Einzelne Sachen überprüfe ich dagegen – man muss Gelerntes auch mal vergessen, um neue Wege zu gehen. In privaten Diskussionen übernehme ich gern den Gegenpart und trete etwa konservativen Freunden gegenüber oft ausgesprochen links auf, verfechte auch mal eine andere Meinung als meine eigene. Anregungen bekommt man schließlich nur aus kontroversen Diskussionen.

Sind Sie Teamarbeiter?

Extrem wichtig. Eigenbrötlertum führt nicht weiter – und mit Ellenbogen verschreckt man die Leute. Kollegen sollte man nicht zwingen, sondern motivieren und begeistern.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Hartnäckigkeit. Wenn ich von etwas überzeugt bin, probiere ich es immer wieder aus, denn beim ersten Versuch klappt selten etwas. Auch Durchsetzungsvermögen ist wichtig. In der Doktorarbeit habe ich meinen eigenen Plan durchgesetzt, das hätte auch gründlich schief gehen können. Privat riskiere ich nicht alles auf einmal und agiere eher mit Bedacht.

Wie reisen Sie?

Ich bin für zehn Wochen durch Südamerika getourt – habe einfach Hin- und Rückflug gebucht und bin mit dem Rucksack drauflos gereist. Zwar wurde ich auch mal bestohlen, als ich nachts im Bus geschlafen habe, aber etwas Dramatisches ist mir nicht passiert. Wenn man gewisse Vorsichtsregeln befolgt, geht das ganz gut. Heute würde ich auch gern mal wieder einen solchen Urlaub machen, aber sich für sechs Wochen am Stück freizuschaufeln ist äußerst schwierig. Die Arbeit läuft halt zu gut.

Wie sind Sie im Arbeitsalltag?

Ich komme auch mit schwierigen Typen gut zurecht und kann für Ausgleich sorgen. Dafür bin ich eher ungeduldig und habe immer irgendetwas Neues vor. So richtig fertig werde ich eigentlich nie. Wenn ich ein Ziel erreicht habe, suche ich mir ein neues.

Haben Sie Fernweh?

Deutschland bietet ausgesprochen gute Möglichkeiten in der Photovoltaik-Forschung. Leben und arbeiten im Ausland ist eine interessante Option und kulturell bereichernd. Allerdings kann die Zeitangabe „morgen“ in Südamerika „in drei Wochen“ bedeuten, effiziente Forschung im Hochtechnologiesektor scheint mir daher in Ländern mit ähnlicher Arbeitsweise wie in Deutschland am erfolgversprechendsten.

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ma|es|tà  〈[–s–] f.; –; unz.; Kunst〉 Madonna, die von Engeln u. Heiligen umgeben dargestellt ist [ital., eigtl. ”Erhabenheit, Majestät“ <lat. maiestas; … mehr

Wär|me|re|gu|la|ti|on  〈f. 20; unz.〉 1 Regelung von Wärmeabgabe u. –aufnahme 2 〈Biol.〉 Aufrechterhaltung einer bestimmten Körpertemperatur, z. B. bei Warmblütern … mehr

Hu|ma|ni|tät  〈f. 20; unz.〉 echte Menschlichkeit, Sinn für das Gute u. Edle im Menschen [<lat. humanitas … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige