„Der Nährstoffgehalt unserer Böden und Lebensmittel nimmt stetig ab.“ Dieses Gerücht kursiert seit Jahren. Anbieter von Nahrungszusätzen und Vertreter der „Orthomolekularen Medizin“ raten deshalb, den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen über spezielle Präparate zu decken. Jetzt überprüfte Prof. Helmut Heseker von der Universität Paderborn diese These. Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) analysierte er Studien und befragte Experten. Sein Fazit ist eindeutig: „Es gibt keinen begründeten Anlaß, den Nährstoffreichtum der Lebensmittel in Deutschland in Frage zu stellen.“ So hätten beispielsweise Untersuchungen an Kornproben aus den letzten 50 Jahren gezeigt, daß sich der Selengehalt nicht verändert habe. Auch die Böden selbst in intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen seien keineswegs verarmt, weiß Helmut Heseker. Seine Analyse widerlegt die weit verbreitete Vorstellung, wonach saurer Regen oder intensive Landwirtschaft die Böden auslaugten. Heseker ist überzeugt, daß es heute sogar einfacher und preiswerter ist als früher, sich ausreichend, abwechslungsreich und vollwertig zu ernähren. Nährstoffmangel entstehe nicht wegen verarmter Böden, sondern weil manche Menschen zu wenig Früchte, Obst und Gemüse essen würden.
Ulrich Fricke