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medinfo Schwerpunkt Dialyse: Zu Hause schonender und schneller

Allgemein

medinfo Schwerpunkt Dialyse: Zu Hause schonender und schneller
Etwa 46 000 Menschen in Deutschland sind auf die Dialyse angewiesen, die Blutwäsche mit einer künstlichen Niere. Sie reinigt das Blut von Giftstoffen. Die beiden am meisten eingesetzten Methoden (s. Grafik unten) haben für den einzelnen spezifische Vor- und Nachteile. Wie findet der Patient das für ihn beste Verfahren? Antworten geben Prof. Bertram Schulin, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation in Neu-Isenburg, und der Medizinische Vorstand des Kuratoriums, Prof. Martin Molzahn. Das Institut betreut in 188 Zentren ein Drittel aller deutschen Dialysepatienten.

bild der wissenschaft: Wenn ein Patient vor der Entscheidung steht zwischen Hämodialyse und Bauchfelldialyse, dann trifft er damit auch eine Wahl für seine weitere Lebensführung. Wie beraten Sie ihn?

Molzahn: Grundsätzlich sind beide Methoden gleich leistungsfähig. Die Hämodialyse ist eher für große, schwere Kranke geeignet, deren Nieren gar nicht mehr funktionieren. Für die mehrstündige Hämodialyse fährt der Kranke – meist mehrmals wöchentlich – in ein Dialysezentrum, wo er von Fachkräften betreut wird. Besonders ältere Patienten und ihre Angehörigen entlastet dies, andere fühlen sich in ihrem persönlichen Freiraum aber eingeengt. Die Bauchfelldialyse ist dagegen fast immer ein Selbstbehandlungsverfahren. Man kann sie überall praktizieren – unter Umständen auch am Arbeitsplatz – und ist damit unabhängiger. Aber auch die Hämodialyse gibt es inzwischen als Verfahren für zu Hause.

bild der wissenschaft: Wie findet der Patient die für ihn optimale Methode?

Schulin: Die Wahl des Verfahrens hängt vor allem davon ab, wie der Arzt den Kranken informiert und was er vorschlägt. Für die Dialyse-Anbieter sind falsche finanzielle Anreize gesetzt worden. Teurere Methoden wie die Zentrums-Hämodialyse bringen höhere Erträge als kostengünstigere Verfahren wie die Bauchfell- oder Heim-Hämodialyse. Deshalb verordnen manche Ärzte wohl eher die teureren Verfahren. Das ist problematisch, weil für das Gesundheitssystem große finanzielle Belastungen mit der Dialysebehandlung verbunden sind – rund vier Milliarden Mark pro Jahr. Abgesehen davon ist das teurere Verfahren nicht immer das bessere für den Patienten. Wir sind deshalb dafür, den Ärzten eine Betreuungspauschale anzubieten, die von der Art der empfohlenen Dialyse unabhängig ist. Zusammen mit Fachverbänden und Patientenvereinigungen haben wir einen Katalog von Kriterien erarbeitet, mit dessen Hilfe sich die für den einzelnen jeweils beste Methode finden läßt.

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Molzahn: Der Arzt klärt im Gespräch mit dem Patienten anhand eines Fragebogens das Ausmaß und die Form seiner Krankheit und ein paar Punkte aus seinem sozialen Umfeld. Daraus ergibt sich ein Behandlungsvorschlag. Der Patient kann zustimmen oder sich anders entscheiden. Natürlich kann sich später herausstellen, daß ein anderes Verfahren inzwischen besser geeignet wäre und der Patient wechseln sollte.

bild der wissenschaft: Hat die Heimdialyse einen medizinischen Vorteil gegenüber der Zentrumsdialyse?

Molzahn: Eindeutig ja. Die Heim-Hämodialyse ist das Verfahren, das die höchste Lebenserwartung und -qualität gewährleistet. Das Kuratorium fördert in seinen Zentren gerade ein Projekt, in dem untersucht wird, ob bestimmte Patienten die Heim-Hämodialyse nicht auch ohne eine Person machen können, die ihnen dabei hilft. Wichtig ist, ob es für die Gesundheit und das Wohlbefinden nicht günstiger ist, statt wie bisher dreimal in der Woche im Zentrum dann sechsmal zu Hause zu dialysieren, dabei die Behandlungszeit insgesamt aber zu verkürzen. Mehrere kurze Dialysen sind für den Patienten verträglicher, und das Blut wird schneller gereinigt.

Schulin: Allerdings funktioniert bislang keine künstliche Niere so gut wie ein gesundes menschliches Organ. Deshalb wäre auch bei Patienten, die sonst keine schweren Krankheiten haben, eine Transplantation immer die beste Therapie. Aber es gibt hierzulande zuwenig Spenderorgane. Von den rund 10000 Patienten auf der Warteliste bekommt pro Jahr nur jeder vierte eine neue Niere.

medinfo Kontakt

Kinderdialyse Essen Abteilung für Pädiatrische Nephrologie Klinikum der Universität Essen Hufelandstr. 55 45122 Essen Tel: 0201 – 7233451

Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation Emil-von-Behring-Passage 63263 Neu-Isenburg Tel: 06102 – 3590 Fax: 06102 – 359410

medinfo Medien

Buch

Heide Sperschneider Dialyse Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige Hüthig, Leipzig 1997 DM 19,80

Huberta Eder, Henning Schott Bessere Ernährung für Dialysepatienten Punkt für Punkt leicht gemacht Kirchheim, Mainz 1996 DM 39,80

medinfo Grafik

Waschtag für das Blut – drinnen oder draußen?

Nicola Siegmund-Schultze / Bertram Schulin / Martin Molzahn

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