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medinfo Schwerpunkt: Gute Schulung mindert Spätschäden

Allgemein

medinfo Schwerpunkt: Gute Schulung mindert Spätschäden

Neue Medikamente machen Zuckerkranken das Leben leichter, die Hoffnung aber, die Spritze bald gegen eine implantierbare Insulinpumpe eintauschen zu können, war verfrüht.

Fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes, jährlich kommen 8000 hinzu. Viele Zuckerkranke erblinden im Alter, ihre Nieren versagen oder ihnen müssen nach Gefäßschäden die Füße amputiert werden (siehe Grafik unten). Impotenz, Funktionsstörungen der Nerven und Herzleiden sind weitere mögliche Folgen.

Um die auf Dauer gefährlichen Schwankungen zwischen Über- und Unterzuckerung zu vermeiden, müssen Diabetiker mehrfach täglich den Zuckergehalt ihres Blutes bestimmen und sich – wenn abgestimmte Ernährung und Tabletten nicht mehr helfen – das Insulin nach Bedarf spritzen.

„Ein Fortschritt ist das neue Insulin lispro“, sagt Prof. Hans Hauner vom Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf. Insulin lispro wirkt in Minuten und kann kurz vor einer Mahlzeit gespritzt werden, zum Beispiel im Restaurant, wenn das Essen kommt. Dadurch sinkt die Gefahr einer Überzuckerung beim Essen und zugleich die einer Unterzuckerung durch zuviel Insulin danach, denn Lispro wirkt rascher und kürzer als herkömmliche Insuline.

Dennoch kann der Diabetiker den Bedarf mit der Spritze oft nicht decken. Eine Lösung wäre die Verpflanzung einer gesunden Bauchspeicheldrüse. Aber Organe sind knapp, die Eingriffe relativ risikoreich, und die Patienten müssen lebenslang mit Medikamenten die Abstoßungsreaktion ihres Körpers gegen die fremden Organe hemmen.

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Am Institut für Diabetes-Technologie an der Universität Ulm entwickeln Forscher zur Zeit eine künstliche Bauchspeicheldrüse. Eine Sonde im Körper mißt ständig den Zuckergehalt, eine Armbanduhr zeigt die Werte an. Die „Ulmer Zucker-Uhr“ soll mit einer implantierbaren Insulinpumpe kombiniert werden. „Bis dahin werden aber noch einige Jahre vergehen“, vertröstet der an der Forschung beteiligte Dr. Udo Hoss.

Mit verpflanzten Insulinpumpen ohne automatische Glukose-Sensoren wurden bislang weltweit rund 850 Diabetiker versorgt, aber noch sind Komplikationen bei den Geräten häufig: Auskristallisiertes Insulin und nachwachsendes Gewebe verstopfen die Katheter, oder die Elektronik versagt.

Die besten Methoden, Spätfolgen der Krankheit zu vermeiden sind „bessere Schulung der Zuckerkranken über das richtige Essen und den Nutzen von körperlicher Bewegung und mindestens jährlich eine Prüfung der Patienten auf Augen, Herz und Nieren“, sagt Dr. Thomas Haak vom Diabetes-Schulungszentrum der Universität Frankfurt am Main. Für ratsam hält er einen Glukose-Toleranz-Test bei Schwangeren. Jede zwanzigste werdende Mutter hat hormonbedingt einen Schwangerschaftsdiabetes, setzt so ihr Kind unbemerkt erhöhtem Blutzucker aus und riskiert, daß die empfindlichen Organe des Ungeborenen geschädigt werden.

medinfo Kontakt

Prof. Hans Hauner Diabetes-Forschungsinstitut an der Universität Düsseldorf Auf’m Hennekamp 65 40225 Düsseldorf Tel: 0211 – 33821

Deutsche Diabetes-Union Prof. Hellmuth Mehnert Drosselweg 16 82152 Krailing Tel: 089 – 8571249

Dr. Thomas Haak Diabetes-Schulungszentrum der Universität Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt am Main Tel: 069 – 63017172

medinfo Medien

Buch

Dietrich Koch-Heintzeler, Widmar Puhl Diabetes – Erkennen, Vorbeugen, Behandeln Midena Verlag Küttigen/Aarau 1996, DM 19,80

Rüdiger Petzoldt Diabetes Alphabet Mainz 1997, DM 24,80

medinfo Stichwort

Typ-I-Diabetes Autoimmunerkrankung, deren Ursache ein Gen-Defekt ist; kann vererbt werden. Bei Typ I werden die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem zerstört. Zwei Drittel der Typ-I-Diabetiker erkranken vor dem 35. Lebensjahr.

Typ-II-Diabetes Zivilisationskrankheit – wird durch Übergewicht gefördert. Trotz normaler Insulin-Produktion kommt es zu einem Mangel, weil Muskeln und Fettgewebe unempfindlicher für Insulin werden. Bei den meisten Typ-II-Diabetikern reicht als Therapie konsequente Diät. Die Hälfte der Erkrankten ist älter als 70 Jahre.

Nicola Siegmund-Schultze

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