Wenn Ihnen diese Ausgabe zugestellt wird, haben Horoskopeschreiber bereits das Tierkreiszeichen der Zwillinge im Fokus. Darunter fallen Menschen, die im Zeitraum 20./21. Mai bis 20./21. Juni geboren sind. Astrologisch betrachtet, steht dies unverrückbar fest. Astronomisch gesehen, ist die Zeit über diese Sicht der Dinge hinweggefegt: Wer von den heute Lebenden im genannten Zeitraum geboren wurde, ist vor dem Hintergrund des wahren Gangs der Gestirne im Sternbild Stier zur Welt gekommen. Und das kam so: Aufgrund der Präzession der Erdachse – sie „eiert“ – steht die Sonne beim Aufgang am gleichen Tag des Folgejahrs nicht exakt vor dem gleichen Sternenhintergrund, sondern leicht verschoben. Gut zwei Jahrtausende nach der Formulierung der Tierkreiszeichen hat sich diese marginale jährliche Abweichung bereits ordentlich aufsummiert, und Zwillinge müssten nun Stiere sein.
Astrologie ist nicht das Thema von bild der wissenschaft. Daran wird sich auch künftig nichts ändern. Doch innerhalb einer Titelgeschichte über Zwillinge muss ein Abstecher in dieses Territorium gemacht werden. Autor Ulrich Magin hat für Sie eine Reihe wissenschaftlicher Studien ausgewertet, die die Aussagekraft der Horoskope kritisch unter die Lupe nehmen. Die anderen Beiträge des Titels zeichnen nach, was Wissenschaftler über Zwillingsgeschwister herausgefunden haben. Der Berliner Wissenschaftsjournalist Ulrich Kraft dokumentiert, warum sich genetisch identische Zwillinge im Lauf ihres Lebens dennoch genetisch zu unterscheiden beginnen. Ursache für diese ebenso überraschende wie neue Erkenntnis sind Genfunktionen, die sich – abhängig vom Erlebten – selbsttätig an- und abschalten. In einem weiteren Beitrag gibt bdw-Redakteurin Judith Rauch einen facettenreichen Überblick über das, was die Zwillingsforschung über den humanen Doppelpack weiß.
Ein Großteil der Fotos – auch das unten – stammt von Claudia Hentrich. Ihre Produktion entdeckten wir über mehrere Ecken: Ein von ihr aufgenommenes Bild ziert den Umschlag des Buchs „Sind Zwillinge wirklich anders?“ der Autorin Meike Watzlawik. Auf die inzwischen in den USA arbeitende Psychologin wurde Kollegin Rauch durch eine Internetrecherche aufmerksam. Beim anschließenden Gespräch mit Watzlawik stellte sich heraus, dass die Grafikdesignerin Hentrich für ihre Diplomarbeit Zwillingspärchen in unterschiedlichen Lebensaltern porträtiert hatte – so gut, dass wir auch partizipieren wollten: Die markantesten Fotos dieser Reihe geben unserer Titelgeschichte eine persönliche Note. Zwillinge zuhauf – ab Seite 18!