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Mikrobe des Jahres 2016 gekürt

Recycling-Experte und Arznei-Lieferant

Mikrobe des Jahres 2016 gekürt
Streptomyceten.jpg
Wirkstoffe aus Streptomyceten können Bakterien abtöten – hier sichtbar als Hemmhöfe im Bakterienrasen. (Foto: © www.mikrobe-des-jahres.de, Hildgund Schrempf, Osnabrück)
Unbewusst kennt wohl jeder Streptomyces – die Bakterien verursacht den typischen Duft des Waldbodens. Die kostbaren Humusproduzenten lieferten dem Menschen außerdem bereits schon zweimal Nobelpreis-gekrönte Medikamente. Das hat Streptomyces nun den Titel Mikrobe des Jahres 2016 eingebracht.

Unzählige Menschenleben hat es schon gerettet und wir verdanken seiner Tätigkeit weltweit fruchtbaren Kompost und Humus: Das ist das Resümee der „Laudatio“ der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM), die am 10. Februar 2016 Streptomyces offiziell auszeichnete. Es handelt sich eigentlich um eine artenreiche Gruppe vieler unterschiedlicher Spezies, die sich nahezu alle Böden der Erde erobert haben. Die Streptomyceten bilden ähnlich wie Pilze ein Geflecht (Mycel) zwischen den Bodenteilchen aus.

Global Player beim ökologischen Stoffkreislauf

Als Recycling-Experten kommt ihnen dabei für die Bodenfruchtbarkeit eine zentrale Bedeutung zu: Streptomyceten scheiden zahlreiche Enzyme aus mit denen sie viele komplexe Substanzen knacken können, beispielsweise schwer abbaubare Stoffe wie die Zellulose des Holzes oder das Chitin der Insekten und Pilze. Von den Abbaustoffen dieser Substanzen ernähren sich die Streptomyceten und gliedern sie somit wieder in den Nährstoffkreislauf ein – sie sorgen für Recycling. Sie kooperieren sogar mit anderen Lebewesen: Beispielsweise bauen sie im Darm von Regenwürmern oder Termiten schwer verdauliche Stoffe ab und machen sie verfügbar.

Nobelpreis-gekrönte Arzneimittelproduzenten

Neben den mächtigen Abbau-Enzymen bilden die Streptomyceten noch viele weitere Substanzen mit raffinierter Wirkung. Das hat sie zu einer Goldgrube für Biochemiker gemacht. Dies gipfelte bereits in zwei Nobelpreisen: Im Jahr 1952 für das Antibiotikum Streptomycin und 2015 für das gegen Wurminfektionen wirkende Ivermectin. Doch dies sind nur die zwei Spitzenreiter: Mehrere Tausend sehr unterschiedliche organische Moleküle sind von Streptomyceten bekannt. Besonders große Bedeutung kommt Streptomyces nach wie vor bei der Entwicklung von Antibiotika zu: 70 Prozent der bisherigen antibiotischen Wirkstoffe stammen ursprünglich von den außergewöhnlichen Mikroben.

Aber auch auf anderen Gebieten haben Streptomyces-Wirkstoffe beeindruckende Effekte gezeigt: Sie stimulieren das Wachstum von Pflanzen, hemmen Pilze (Fungizide) oder wirken gegen Parasiten (Antiparasitikum). Sogar für die Krebsforschung haben die Streptomyceten etwas im Arsenal: Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen können oder das Wachstum von Tumoren bremsen (Zytostatika). Experten gehen davon aus, dass in den Streptomyceten noch immer viele bislang unbekannte Wirkstoff-Schätze schlummern. Bei der Mikrobe des Jahres 2016 handelt es sich also um eine ausgesprochen nachhaltige Goldgrube der Wissenschaft.

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Quelle: Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V.

© natur.de – Martin Vieweg
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