Ausgerechnet Spinnen haben aus dem pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) Dirk Weickmann einen Wissenschaftler gemacht. Mit seinen 31 Jahren gibt er bereits zwei Fachblätter über Spinnentiere heraus und hält wissenschaftliche Vorträge auf allen Kontinenten. Aus Forscherinteresse, aber auch aus Zuneigung zu den Achtbeinern teilt sich Weickmann seine Münchener Wohnung mit etwa 3000 Spinnen. Bestandteile ihres Giftes hofft er einmal gegen Herzkrankheiten oder Krebs einsetzen zu können. Um das Spinnengift in seinem High-Tech-Labor untersuchen zu können, nimmt er seinen Haustieren dreimal wöchentlich ein paar Tropfen der biologisch hochwirksamen Flüssigkeit ab. Gefährlich sei das nicht, sagt er, solange man den Respekt vor den Tieren nicht verliere.
Respekt vor Weickmanns Wissen haben mittlerweile die Spinnenexperten der gesamten Welt. Doch weil er kein Abitur hat, blieb ihm in Deutschland eine wissenschaftliche Karriere versagt. Dabei absolvierte Weickmann während seiner PTA-Ausbildung weit mehr Universitätskurse in Pharmazie als mancher Pharmaziestudent: “Ich habe so lange gebettelt, bis ich mitmachen durfte.” Mit Hilfe der Bescheinigungen ermöglichten ihm Forscherfreunde ein Studium an der amerikanischen Harvard-Universität im Fach Toxinologie – der Lehre von den Giften der Lebewesen. Demnächst wird Weickmann, der sich jetzt “Master of Science” nennen darf, über die Spinnengifte an der Universität Zürich promovieren. Leben und arbeiten wird er weiterhin in seinem Münchener Labor-Zoo. Denn, so Weickmann: “Versuchen Sie mal, Giftspinnen außer Landes zu bringen.”
Dirk Weickmann / Christina Berndt