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Müll – Ressource der Zukunft?

Allgemein

Müll – Ressource der Zukunft?
„Live-Schaltung zur Müllverwertuns-Anlage Aßlar: Ab in die Deponie oder zurück in den Kreislauf – was ist möglich und was ist sinnvoll? Das war einer der Problemkreise beim neuen „“Wissenschaft live““ im Deutschen Museum Bonn.“

Die Schüler waren eifrig mit dabei. Sie schütteten Müllkübel aus und sortierten den Inhalt, bauten Experimente auf, aus denen Kunststoff-Fetzen hochschossen, und informierten sich, was mit dem Müll passiert, der täglich in den verschieden farbigen Tonnen landet. Beim „Wissenschaft live“ am 19. Oktober im Deutschen Museum Bonn wollten es die Schüler der Gesamtschule Bonn-Bad Godesberg und des Friedrich List Berufskollegs genau wissen und befragten die Experten.

„Müll ist kein Abfall, sondern ein Wertstoff, eine Ressource“, sagte Klaus Wiemer, Professor an der Universität Kassel-Witzenhausen. „Das ist um so wichtiger angesichts der riesigen Mengen, die täglich anfallen. In den letzten zehn Jahren haben sie sich um 50 Prozent erhöht.“

„Wenn wir so weitermachen wie heute“, ergänzte Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie, „geht’s nicht mehr lange gut. Wir müssen zehnmal besser werden, so gut wie die Japaner, die praktisch alles wiederverwenden. Aber wir müssen noch weiter vorn ansetzen: Müll vermeiden. Das ist zwar schon im Gesetz verankert, aber die Realität sieht noch traurig aus.“ Dieter Kublitz, Bundesvorsitzender der Verbraucherinitiative: „In Deutschland wird zwar weniger verpackt als früher, doch das reicht noch lange nicht.“ „Ist die umweltfreundliche Verpakkung“, fragte Moderator Ranga Yogeshwar dazwischen, „ein Verkaufsargument?“ „Ja, und hier hat sich inzwischen viel getan. Doch von einer vollständigen Rückgewinnung sind wir noch weit entfernt.“

Eine Voraussetzung dazu ist eine saubere Trennung der verschiedenen Wertstoffe. Wie steht es um die Bereitschaft zu sortieren? „Bei der Redaktion sind vorab einige Anfragen eingegangen“, berichtete Wolfram Knapp von bild der wissenschaft, „in denen deutlich Zweifel laut werden, ob der Aufwand zum Sortieren wirklich sinnvoll ist.“ Yogeshwar nahm das zum Anlaß für eine spontane Abstimmung unter den rund 400 Gästen im Museum:

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„Wer hält das Sortieren von Müll in den verschiedenen Tonnen für sinnvoll – und wer nicht?“ Das Ergebnis: etwa halbe-halbe. „In Aßlar wird ja doch alles wieder zusammengeworfen“, begründete eine Schülerin ihre Nein-Stimme. „Hier wird nichts zusammengeworfen“, widersprach Dr. Karl Ihmels, Landrat des Lahn-Dill-Kreises über Bildtelefon aus Aßlar. „Wir bekommen sortierten Müll angeliefert und müssen noch weiter trennen. Dazu wurde die Anlage hier entwickelt. Denn ein Großteil des Mülls ist falsch sortiert.“ Prof. Wiemer gab den Besuchern im Deutschen Museum Bonn einige Tips für das richtige Sortieren: „Der Verpackungsmüll gehört in die gelbe Tonne, nicht in die graue – zum Beispiel Joghurtbecher. Die sollen übrigens nicht gespült werden, denn das würde eine Ressourcenverschwendung bedeuten. Die ungespülten muffeln zwar, aber man sollte den gelben Sack auch nicht in die Küche, sondern draußen abstellen.“

Daniel wollte es genau wissen: „Und was soll ich mit einer Glühbirne machen? Kaputtschlagen, die Glasscherben in den Glascontainer und die Fassung in den gelben Sack?“ „Nein, das ist gefährlich“, warnte Wiemer. „Die ganze Birne bitte in die Restmülltonne. In Aßlar werden automatisch Glas und Aluminium voneinander getrennt.“ Einige Schüler schütteten nun ein paar Mülleimer aus und demonstrierten das Sortieren.

Wie in Aßlar automatisch sortiert wird, zeigte am Bildschirm Rolf Nordhaus von der Firma Herhof Umwelttechnik, die das Werk konzipierte und betreut. Seit einem Jahr läuft die Anlage, nach zuvor sieben Jahren Forschung unter der wissenschaftlichen Betreuung von Prof. Klaus Wiemer. Sascha, Sebastian, Anika und Lisa, vier Schüler aus Bonn, kommentierten in Aßlar zusammen mit der Moderatorin Heike Rebholz vom WDR das Geschehen. Zunächst wird der angelieferte Müll, 480 Tonnen täglich, getrocknet. „Wie riecht es dort bei euch?“ fragt Yogeshwar nach Aßlar. „Ziemlich eklig“, sagt Lisa, „aber es wird gut gelüftet.“

Normaler Hausmüll enthält bis zu 40 Prozent Wasser, das in riesigen Rotteboxen eine Woche lang entzogen wird. Danach ist das Trennen einfacher. Die schweren Bestandteile werden herausgeholt: Keramik und Metalle, die wieder in Eisen und Nichteisen getrennt werden. Sehr aufwendig ist das Herausfischen weggeworfener Batterien, die zugleich mit dem Eisen abgetrennt werden. Sie müssen von Hand einzeln herausgezogen werden. Deswegen ist beim Sortieren des Hausmülls die Extra-Entsorgung von Batterien besonders wichtig. Übrig bleibt nach all diesen Trennschritten ein trockenes Kohlenstoff-Konzentrat, ein hervorragender Brennstoff zur Energiegewinnung, der in Ballen verpackt gelagert wird – ein „Trockenstabilat“.

Ernst Ulrich von Weizsäcker betonte: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Doch wir müssen uns damit abfinden, daß der Verbrauch von Energie teurer wird. Wer sinnvoll und elegant damit umgeht, spart Geld, wer Energie verschleudert, muß zahlen. Nachwachsende Rohstoffe zu nutzen, ist vernünftig. Unvernünftig wäre es allerdings, einen Teil des angebauten Weizens durch Raps zu ersetzen, um das Benzin vom Acker holen zu können. Reststoffe sind Wertstoffe. Sie zu nützen, ist ein vernünftiger Weg.“

Wolfram Knapp

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