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Multimedia auf Draht

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Multimedia auf Draht
Das Kabelnetz fürs Fernsehen, das Telefonnetz für interaktives Multimedia – auch in Zukunft will Telekom-Vorstand Gerd Tenzer auf beiden Hochzeiten tanzen.

Gerd Tenzer (Jahrgang 1943) hat Nachrichtentechnik studiert und arbeitete von 1968 bis 1970 am Forschungsinstitut der AEG-Telefunken in Ulm. 1970 wechselte er zur Deutschen Bundespost und 1975 ins Bundesministerium für Post- und Telekommunikation, wo er sich mit Tarifpolitik und Kundendienst beschäftigte. 1980 übernahm er die Leitung des Referats Fernmeldepolitik. Seit 1990 ist Tenzer Mitglied des Telekom-Vorstands, wo er verantwortlich ist für Netze, Einkauf und Umweltschutz. Sein Anliegen ist es, mit der Telekommunikation einen Beitrag zum nationalen Umweltschutz zu leisten.

bild der wissenschaft: In der Wirtschaft wird heute gerne von Visionen geredet. Welche Vision haben Sie, Herr Tenzer, für die Telekommunikationsnetze im Jahr 2002? zu leisten.

Tenzer: Auch in fünf Jahren werden das Kabelnetz und das Telefonnetz mit ISDN Schwerpunkt unseres Angebots sein. Allerdings werden die beiden Netze mehr Möglichkeiten bieten als bisher. zu leisten.

bild der wissenschaft: Welche werden das sein? zu leisten.

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Tenzer: Ein neues Angebot im Kabelnetz, das unmittelbar vor der Einführung steht, ist das digitale Fernsehen. Im Telefonnetz wird die Umstellung auf ISDN weitergehen. Deutschland hat 5,8 Millionen ISDN-Kanäle – das ist Weltrekord. Damit werden wir sicher einige Jahre leben können. Dennoch denken wir darüber nach, wie wir das vorhandene Kupferkabel, mit dem hierzulande fast 38 Millionen Haushalte ans Telefonnetz angeschlossen sind, besser ausnutzen können. In einem Pilotversuch in Nürnberg erreichen wir mit der ADSL-Technik über den gewöhnlichen Telefonanschluß in einer Richtung Übertragungsraten von 2 Megabit pro Sekunde. zu leisten.

bild der wissenschaft: Vor einigen Jahren glaubte man, daß solche Geschwindigkeiten nur mit Glasfaser erreichbar sind. Offenbar ist das als marode verschriene Telefonnetz leistungsfähiger als gedacht. zu leisten.

Tenzer: Von marode kann keine Rede sein. Mit ADSL und anderen DSL-Technologien erzielen wir heute auf der Anschlußleitung des Teilnehmers Übertragungsraten, die vor wenigen Jahren noch unmöglich schienen. Über eine Entfernung von rund zwei Kilometern können wir heute bereits 8 Megabit pro Sekunde übermitteln – das reicht zum Beispiel für die Übertragung eines Fernsehkanals. Bis 500 Meter schaffen wir sogar bis zu 25 Megabit pro Sekunde in beiden Richtungen. Damit wollen wir neue Multimedia-Dienste wie Video auf Abruf, hochwertiges Tele-Learning oder einen schnellen Internet-Zugang billig zum Kunden bringen, ohne daß wir für teures Geld Glasfaserkabel ins Haus legen müssen. zu leisten.

bild der wissenschaft: Wird in fünf Jahren jeder Kunde einen 25 Megabit-Anschluß haben? zu leisten.

Tenzer: Sicher nicht 25-Megabit. Aber mehrere Megabit pro Sekunde auf der Basis von ADSL halte ich für einen Teil unserer Kunden für realistisch. Das Standard-Angebot dürfte jedoch auch dann noch ISDN sein. zu leisten.

bild der wissenschaft: Was wird das kosten? zu leisten.

Tenzer: Das kann man heute noch nicht genau sagen, da dies von vielen Faktoren abhängig ist. Unser Ziel ist ein marktfähiger Preis, der von jedermann bezahlbar ist. Möglicherweise wird ADSL irgendwann auch nur geringfügig mehr kosten als heute ISDN. zu leisten.

bild der wissenschaft: Wenn Sie schon übers Telefonnetz Bewegtbilder übertragen können, welche Zukunft hat dann das Kabelnetz, an dem heute 16,7 Millionen Fernsehzuschauer hängen? zu leisten.

Tenzer: Das Kabelnetz wurde als reines Verteilnetz gebaut: An einem Ende wird etwas eingespeist, das allen angeschlossenen Haushalten zur Verfügung steht. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Interaktivität werden wir über das Telefonnetz herstellen. Rückmeldungen vom Kunden zum Anbieter oder zu anderen Kunden werden über die Telefonleitung gehen, die mehr Individualität bietet. Unsere Kunden können so die Vorteile von zwei Netzen preisgünstig nutzen. zu leisten.

bild der wissenschaft: Einige Kritiker sind der Meinung, daß dies ein Netz zuviel ist. Die EU-Kommission in Brüssel und auch deutsche Politiker, darunter Wirtschaftsminister Günter Rexrodt, plädieren dafür, daß die Telekom ihr Kabelfernsehnetz verkauft. zu leisten.

Tenzer: Es gibt keine derartigen Forderungen der EU, sondern die EU läßt eine allgemeine Studie zur Vereinbarkeit von TV-Kabel- und Telefonnetz-Aktivitäten in einer Hand erarbeiten. In den USA läuft die Entwicklung übrigens gerade umgekehrt. Dort kaufen regionale Telefongesellschaften Kabelnetze, um ihr Angebot bei den Kunden zu optimieren. Was oft vergessen wird: Bei der Verbreitung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen stellt sich die Deutsche Telekom schon heute dem Wettbewerb. zu leisten. Denken Sie an Satelliten-TV oder an den Empfang über die normale Antenne, die es ja auch noch gibt.

bild der wissenschaft: Wer entscheidet künftig, welche Anbieter ins Kabel dürfen?

Tenzer: Wir sind der Überzeugung, daß dies nicht mehr allein die Landesmedienanstalten entscheiden sollten. Ein großer Teil der neuen digitalen Kanäle sollte nach kommerziellen Gesichtspunkten vergeben werden.

bild der wissenschaft: Welche Rolle will dabei die Telekom spielen?

Tenzer: Programme wollen wir nicht anbieten, aber alle Dienste rund ums Kabel, die für Programm-Anbieter und Nutzer nötig sind: Wir halten den Kundenkontakt, sorgen für die Abrechnung, realisieren die Verschlüsselung der digitalen Daten und könnten uns vorstellen, die Set-Top-Boxen anzubieten.

bild der wissenschaft: Mit welchen neuen multimedialen Diensten können Ihre Kunden in den nächsten Jahren rechnen?

Tenzer: Ich denke beispielsweise ans Bildtelefon, das künftig eine weit bessere Qualität zu einem erschwinglichen Preis bieten wird. Noch in diesem Jahr werden wir ein neues Bildtelefon vorstellen, im nächsten Jahr sollen Erweiterungen für PC und Fernseher folgen. Der Bedarf an schnellen Internet-Zugängen wird wachsen, zum Beispiel um Filme einzuspielen oder um Werbung zu übertragen. Telepublishing, Teleworking – das sind alles Angebote, die höhere Übertragungsraten erfordern, als sie ISDN bieten kann.

bild der wissenschaft: Viele dieser Ideen sind auf den PC zugeschnitten. Heißt das, daß der PC immer mehr den Fernseher ersetzen wird?

Tenzer: Ich finde, daß wir Deutschen zu sehr nach dem Schema „Entweder-Oder“ diskutieren: Fernseher oder PC, Festnetztelefon oder Mobiltelefon. Ich glaube an beides. Der Fernseher wird in Zukunft immer noch zum „Fernsehen“ dienen. Er kann zudem von der ganzen Familie gemeinsam benutzt werden. Vor 15 Jahren hatten wir geglaubt, daß ihn das zum idealen Gerät für interaktive Dienste in den eigenen vier Wänden macht, zum Beispiel für Bildschirmtext. Heute steht in fast jedem zweiten Haushalt ein PC, und dieses Jahr werden vermutlich erstmals mehr PC als Fernseher verkauft. Dadurch hat der PC einen ganz neuen Stellenwert – auch für unser Unternehmen – bekommen. Das heißt aber nicht, daß wir das Fernsehen vernachlässigen. Schon in einigen Wochen wird das Kabelnetz voll digitalisiert sein. Dann haben auf dem Kabel 150 TV- Kanäle zusätzlich Platz.

bild der wissenschaft: Im Nürnberger Pilotprojekt beweisen Sie, daß Video on Demand, also Filme auf Abruf, auch über die Telefonleitung ins Haus kommen und im Fernseher angesehen werden können. Im Prinzip wäre dafür auch der PC geeignet. Wo hat der Fernseher in der interaktiven Medienwelt künftig seinen Platz?

Tenzer: Technisch gesehen können Sie Video on Demand mit beiden Geräten machen. Aber ich kann mir vorstellen, daß die Anwendungen sich unterscheiden werden. Während der Fernseher mehr zur Unterhaltung dienen wird, ist der PC besser zum Lernen oder für professionelle Anwendungen geeignet.

DAS TELE-WÖRTERBUCH

Breitband-Kabelnetz: Die analogen TV-Signale werden huckepack auf Trägerfrequenzen von 50 bis 300 Megahertz über ein Koaxialkabel geschickt. 16,7 Millionen deutsche Haushalte sind daran angeschlossen. Das BK-Netz wurde vor einigen Jahren bis 450 Megahertz ausgebaut, zur Zeit wird es digitalisiert. Beim Breitband-Kabel ist jeder Kanal bis zu 8 Megahertz „breit“, im analogen Telefon-Netz sind es nur wenige Kilohertz. Deshalb erlaubt das BK-Netz weit höhere Datenübertragungsraten.

Telefon-Netz: Die Haushalte sind über das zweiadrige Kupferkabel mit den Vermittlungsstellen verbunden. Das bisher analoge Netz wird bis Ende des Jahres vollständig digitalisiert und erlaubt dank ISDN dann höhere Übertragungsraten als bisher. Mit ADSL soll das Netz für interaktive Breitband-Dienste ausgebaut werden.

ISDN (Integrated Services Digital Network): Über jeden Anschluß des digitalen Kommunikationsnetzes können pro Sekunde zweimal 64000 Bit (64 KBit/s) verschickt oder empfangen werden. Geeignet ist ISDN für Bildtelefon, schnelle Online-Dienste und Multimedia-Anwendungen. In Deutschland gibt es derzeit 5,8 Millionen Kanäle.

ADSL Asymmetric Digital Subscriber Line erlaubt auf der Telefon-Kupferleitung in einer Richtung Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 8 Millionen Bit pro Sekunde (8 MBit/s). Mit anderen DSL-Technologien wurden sogar schon 25 MBit/s erreicht. Für künftige Multimedia-Dienste könnte es die ideale Technik sein.

Gerd Tenzer, Wolfgang Hess, Bernd Müller

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