Für die deutschen Produzenten von Multimedia-CD-ROM war 1997 ein ernüchterndes Jahr. Daniela Patrzik, die für den Branchendienst „multiMEDIA“ die CD-ROM-Szene beobachtet, hörte besonders in der ersten Jahreshälfte „fast nur Jammern und Klagen“. Thomas Minkus, Pressesprecher bei den fusionierten Häusern Navigo und Systhema, räumt ein, daß es zumindest einen „schwierigen Sommer“ gegeben habe. 10000 bis 15000 verkaufte CD-ROM gelten laut Minkus bei den meisten Titeln als Erfolg. Welche der Produktionen diese Marke erreichen, bleibt meist das Geheimnis der Verleger. Sie veröffentlichen nach Erfahrungen von Daniela Patrzik nämlich nur die Auflagezahlen, behalten aber für sich, wie viele der gepreßten Silberscheiben wirklich über die Ladentische wanderten.
Ausnahmen gibt es nur bei Verkaufsschlagern: So konnte Navigo allein in den ersten fünf Monaten nach dem Erscheinen der CD-ROM „Sofies Welt“ über 25000 abgesetzte Exemplare jubeln. Und das bei einem Preis von knapp 100 Mark, den Pressesprecher Minkus im Normalfall als „absolute Schallgrenze“ ansieht. Anspruchsvolle Produktionen wolle sein Haus in Zukunft hauptsächlich zwischen 60 und 90 Mark anbieten. Auch „multiMEDIA“ prophezeit CD-ROM dieser Preisklasse die größten Absatzchancen.
Einige Genres werden aber nach bisher mäßigen Verkaufszahlen 1998 fast vollständig aus den Regalen verschwinden: Laut Daniela Patrzik erwiesen sich Kunsttitel in Deutschland als Ladenhüter, während sie in Frankreich und Italien wahre Renner sind. Auch Reiseführer auf CD-ROM stoßen bei den Kunden angeblich auf wenig Gegenliebe.
Sebastian Jutzi