Mit jedem sportlichen Großereignis wird das Doping-Problem neu diskutiert. Aus Anlass der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea sprach bild der wissenschaft mit Prof. Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Sporthochschule Köln.
Immer wieder hört man, der Einsatz von Dopingmitteln würde im Fußball gar nicht leistungssteigernd wirken, sei also letztlich sinnlos. Das stimmt so nicht. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten – und natürlich kann man versuchen, mit stimulierenden Substanzen der Ermüdung entgegenzuwirken. Außerdem könnte man muskelaufbauende Wirkstoffe einnehmen, um nach einer Verletzung schneller wieder an die alte Leistung anzuknüpfen.
Rechnen Sie also damit, dass bei der Fußball-WM Spieler des Dopings überführt werden? Eher nicht. Wenn sich ein Fußballer dopt, wird nicht nur er selbst bestraft, sondern die ganze Mannschaft. Der Druck der Vereine und der Verbände, nicht zu dopen, ist entsprechend hoch. Hinzu kommt die abschreckende Wirkung der umfangreichen Kontrollen.
Ist der Fußballsport daher weniger anfällig für Doping als andere Sportarten? Fußballer werden weitaus seltener des Dopings überführt als Athleten anderer Sportarten. In letzter Zeit sind allerdings einige Spieler in Italien mit überhöhten Nandrolon-Werten im Urin aufgefallen. Dies ist aber noch kein Nachweis von systematischem Doping. Es könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Spieler Mittel zur Nahrungsergänzung eingenommen haben, die mit Pro-Hormonen von Nandrolon verunreinigt waren.
Hans Groth