„Nachtgang: Wer geht mit mir durch die Nacht?“, annoncierte Bastian Bretthauer in einem Berliner Stadtmagazin. Der 33jährige Ethnologe schrieb an einer Magisterarbeit über das moderne Nachtleben und wollte Nachtschwärmer auf ihren Streifzügen durch Berlin begleiten.
Bretthauer entdeckte die Nacht als Bühne, auf der die Menschen ihr „Taggesicht“ abstreifen und in eine neue Rolle schlüpfen: „Für die Nacht zieht man sich schmuck an und macht sich auf die Suche nach Abenteuern.“ Opulente Lichtinszenierungen beleuchten das Theater und verdrängen das Dunkel, das bedrohlich sein kann: Werwölfe, Geister und Kriminelle bevölkern die Gedanken der Menschen. Zugleich kehrt die Natur in das Bewußtsein der Stadtmenschen zurück: „Nachts kann man die Tiere hören und die gute Luft in den Alleen genießen“, schwärmt Bretthauer.
Seine Motivation für die ungewöhnliche Studie war die Beobachtung, daß die Nacht als Untersuchungsgegenstand bisher von der Ethnologie ignoriert wurde. Bretthauer hat seine Ergebnisse nun in dem Buch „Die Nachtstadt“ zusammengefaßt. Für seine eigenen „Nachtschwärmereien“ habe er eine ganze Menge Anregungen erhalten: „Ich kenne jetzt Möglichkeiten, die Nacht besser zu nutzen.“
Bastian Bretthauer / Swantje Middeldorff