Dass Topmodels nicht so makellos sind, wie sie auf Fotos aussehen, liegt nicht nur an der Arbeit guter Visagisten, sondern auch an „Photoshop“, der Allzweckwaffe für digitale Bildbearbeitung. Doch das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop ist nur der Anfang der Computerfotografie. Die „Computational Photography“ hat sich mittlerweile als eigenständige Forschungsrichtung an diversen Hochschulen etabliert – in Deutschland zum Beispiel an der Universität Ulm.
In den nächsten Jahren wird die Bedeutung der Hardware aus Objektiv, Kameragehäuse und Sensor weiter schrumpfen. Fotos entstehen dann erst in der Software. Schon Billigknipser haben heute eine Software eingebaut, die Haut glättet oder Personen schlanker erscheinen lässt. Solche Programme werden künftig nicht mehr fest in der Kamera stecken, sondern sich als sogenannte Apps aus dem Internet herunterladen lassen.
An einem grundlegend neuen Konzept der Software-Fotografie arbeitet Marc Levoy. Der Professor für Computerwissenschaften an der kalifornischen University of Stanford hat die „Frankenkamera“ gebaut, die zunächst als Entwicklungsplattform dienen soll. Künftig brauchen Fotografen mit ähnlichen Kameras nur noch die rohe Hardware zu kaufen. Fokus, Blende, Belichtungszeit, Blitz und viele andere Einstellungen werden dann von der Software gesteuert, die sie von diversen Anbietern – auch nichtkommerziellen – beziehen können. „Wir wollen die Idee der Open-Source-Software auf die Fotografie übertragen“, sagt Levoy.
Sein Team arbeitet bereits an verschiedenen Programmen. Ein Beispiel: Um die Auflösung von Videoaufnahmen zu erhöhen, schießt die Frankenkamera regelmäßig hochaufgelöste Standfotos und nutzt deren Details, um die Videobilder dazwischen zu schärfen. Eine weitere Idee der Entwickler aus Kalifornien: Vor dem Drücken des Auslösers sucht die Kamera in einer Bildergalerie im Internet, ob es dort das Motiv schon gibt, und lädt die Kameraeinstellungen dieses Fotos herunter. So kann jeder Schnappschüsse mit denselben Einstellungen wie ein Profi machen.