Die Resonanz könnte besser sein: Rund vier Beschwerden pro Woche erreichen die „Dokumentations-Stelle Gebrauchsanweisungen“ der Universität Trier, seit der Germanist Liebert das bundesweit erste Verbrauchertelefon zur Dokumention schlechter Gebrauchsanweisungen vor wenigen Monaten geschaltet hat. Der Assistent am sprachwissenschaftlichen Institut der Universität Trier hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, in Forschung und Lehre gesellschaftliche Kommunikationsdefizite anzusprechen und Lösungsansätze zu vermitteln.
Die Anrufer in Trier beschweren sich beileibe nicht nur über unverständliche Gebrauchsanweisungen, sondern auch über das hochmütige Verhalten bei den verantwortlichen Betrieben. „Nicht selten werden diese Kunden in den Firmen so lange von Telefon zu Telefon weiterverbunden, bis sie im Telefondschungel verlorengehen“, weiß Liebert. Was die unverständlichen Gebrauchsanweisungen betrifft, reagieren die Unternehmen auch ihm gegenüber nicht immer verständnisvoll, wenn er sich für „seine Verbraucher“ zu Wort meldet: „In einem Fall weigert sich die Firma bis heute penetrant, dem Kunden Hilfestellung zu geben, doch auch dieses Verhalten werden wir demnächst öffentlich dokumentieren.“
Ziel von Liebert, der vor seiner jetzigen Tätigkeit Pressesprecher des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim war, ist es auch, für seine pragmatische Arbeit Forschungsmittel einzuwerben. Gespräche dazu führt er derzeit mit einigen Stiftungen. Bei Lieberts Kollegen ist das Engagement für eine verständliche Unternehmenskommunikation umstritten. Etlichen Germanisten ist diese Art von Forschung zu anwendungsorientiert. Liebert kontert: „Ich halte es geradezu für unsere Pflicht als Sprachwissenschaftler, sich auch mit dem zu befassen, was die Gesellschaft bewegt.“
Das Verbrauchertelefon (0651/ 201-2332) ist jeden Mittwoch von 9 bis 11 Uhr besetzt: Liebert oder seine Mitarbeiterin Ruth Müller sind unter dieser Nummer oft auch zu anderen Zeiten erreichbar.
Wolfgang Hess