Oliver Hautmann ist immer da, wo man ihn braucht: als Unfallarzt beim härtesten Motorradrennen der Welt auf der Isle of Man oder als Sportarzt bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in seiner Heimatstadt Ulm. Zur Zeit schiebt der 30-Jährige allerdings 90 Stunden in der Woche Dienst in der Unfallchirurgie im Krankenhaus von Kingston upon Hull im Südosten Englands. „Ich muss noch Operationserfahrung sammeln, wenn ich im nächsten Jahr meinen Aufgaben gewachsen sein will“, sagt Hautmann entschlossen. Ab April 2004 will er nämlich für drei Jahre als „Arzt ohne Grenzen“ unterwegs sein. Noch weiß er nicht, wohin die Reise gehen wird. „Als Unfallchirurg wird man oft in Krisengebiete geschickt, um Minenopfer zu versorgen“, weiß der Mediziner. Dabei ist Hautmann klar, dass manchmal selbst die erfahrensten Chirurgen scheitern, wenn der Strom ausfällt oder der Notarztwagen streikt. Um solche Situationen zu beherrschen, hat er neben der Doktorarbeit zusätzlich eine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht. So hieß es für ihn 18 Monate lang: Tagsüber Zündkerzen wechseln und nachts in der Unfallchirurgie Ulm Leben retten. Der Studienverlauf Hautmanns sieht allerdings kaum nach dem eines „Arztes ohne Grenzen“ aus, der sich an kaputten Autos die Hände schmutzig macht: Zwei Jahre Medizinstudium an einer privaten Hochschule in Budapest, drei Jahre an der amerikanischen Elite-Universität Yale und das praktische Jahr an der Unfallchirurgie in Miami. Da hätte nichts gegen eine Bilderbuchkarriere gesprochen. Doch der junge Arzt hat andere Pläne: „Wenn alles klappt, werde ich irgendwann selbst eine Hilfsorganisation gründen.“
Hans Groth