Seit Jahrzehnten nehmen die Space-Shuttle-Besatzungen teure Apparate mit ins Handgepäck und bannen – falls es ihre Arbeit zuläßt – ihre ungewöhnlichen Ausblicke auf Zelluloid. Aus den besten dieser abertausend Schnappschüsse ist jetzt ein Buch entstanden – ein Augenschmaus für Ästheten.
Das Zusammenspiel von Land, Wasser, Wolken und Licht bringt immer wieder atemberaubende Bilder hervor: gewundene Flußläufe, die wie glitzernde Schlangen im satten Grün des Regenwaldes liegen, oder Dünenfelder im Abendlicht, die einem abstrakten Kunstwerk gleichen. Der Grand Canyon schrumpft aus dem Orbit zu einem Eisblumen-Muster, wie es im Winter auf Fensterscheiben wächst. Die Astronauten bekamen freilich auch die Schattenseiten der Erde zu sehen: Die in Brand gesetzten Ölquellen von Kuweit oder den Qualm brennender Wälder in Korsika und Südamerika.
Besonders beeindrucken Ansichten, wie sie nur der Blick aus großer Höhe bieten kann: riesige Wellenfronten, die – ein Werk der Gezeiten – von Gibraltar tief ins Mittelmeer hineinlaufen, oder Wolken, die sich hinter hoch aufragenden Inseln zu immer neuen Spiralen verdrehen.
Die meisten Fotos sind gestochen scharf, dank hochwertiger Ausrüstung und aufwendiger Bildbearbeitung. Die Texte in diesem großartigen Bildband beschränken sich auf Bildlegenden – und das genügt.
Jay Apt, Michael Helfert, Justin Wilkinson (Hrsg. National Geographic Society) ORBIT Steiger Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1997 224 S., DM 68,-
Klaus Jacob