Ein gutes Lexikon hat einen einprägsamen Namen: Der „Römpp“ ist bei Chemikern ebenso bekannt wie der „Pschyrembel“ bei Medizinern. „Das Lexikon der Physik“ klingt da vergleichsweise banal, auch wenn der Titel den Inhalt nicht besser treffen könnte. In fünf Bänden – die ersten beiden sind jetzt erschienen – will der Spektrum-Verlag die Mutter aller Wissenschaften in 20000 Stichworte stückeln und interessierten Laien wie Profis darbieten.
Daß es ist nicht leicht ist, die hochkomplexe und bis ins Mark mathematisierte Physik in Worte zu fassen, ist klar. In den ersten Bänden ist das dennoch meist gelungen. Manchmal wird allerdings in Lexikonchinesisch ein Fachwort mit fünf anderen Fachwörtern umschrieben, so daß man ohne neues Nachschlagen nichts versteht. Profundes Wissen muß also mitbringen, wer das Lexikon effektiv nutzen will. Hilfreich sind die leicht lesbare Schrift und die verständlichen Grafiken.
Eine gute Idee sind die Übersichtsartikel, in denen Wissenschaftler ein wichtiges Teilgebiet der Physik auf mehreren Seiten vorstellen. Neben großen Themen wie Chaos, Allgemeine Relativitätstheorie und Computer in der Physik enthält der erste Band auch das überraschende Kapitel Alltagsphysik.
Aber es gibt auch Lücken: Statt das Leben des holländischen Physikers Hendrik Casimir herunterzubeten, hätten die Autoren lieber den nach ihm benannten Casimir-Effekt aufnehmen sollen. Doch die nächste Auflage kommt bestimmt: Den Römpp gibt es ja auch schon in der 10., den Pschyrembel gar in der 258. Auflage.
Lexikon der Physik Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1998 5 Bände plus Registerband à DM 248,- (auch als CD-ROM erhältlich)
Bernd Müller