Ein und dasselbe Protein sorgt bei Mäusen dafür, daß sich die Milchdrüsen weiblicher und männlicher Embryonen verschieden entwickeln. Zu diesem Ergebnis kam Maureen Dunbar mit ihrer Arbeitsgruppe von der Yale University of Medicine.
Bei allen Mäuse-Embryonen bilden sich in der frühesten Schwangerschaft fünf rudimentäre Knospen von Milchdrüsengewebe. Die weitere Entwicklung steuert das in den Knospenzellen gebildete Protein PTHrP. Bei männlichen Embryonen regt es die Knospenzellen an, Rezeptoren für die männlichen Hormone auszubilden. In der Folge stellen die Zellen des Milchdrüsengewebes ihre Entwicklung ein. Innerhalb weniger Tage verschwinden die Knospen – nicht einmal eine Brustwarze bleibt zurück. Dagegen stimuliert das Protein bei weiblichen Embryonen Wachstum und Differenzierung der Milchdrüsen. Ohne PTHrP entwickeln sie weder Milchgänge noch Brustwarzen.
Unklar ist, warum die nutzlosen Brustwarzen nicht auch bei Männern und den Männchen zahlreicher anderer Säugetierarten mit Hilfe von PTHrP zurückgebildet werden.
Rüdiger Vaas