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„Regenwälder“ am Meeresgrund

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„Regenwälder“ am Meeresgrund

Korallen, die im Dunkeln und in der Kälte leben? Vor wenigen Jahren schien das noch eine biologische Kuriosität vor der norwegischen Küste zu sein, doch wie sich herausgestellt hat, gibt es sie überall auf der Welt, zum Beispiel vor Mauretanien, Japan, Neuseeland, in der Karibik. Und das ist wahrscheinlich erst der Anfang, denn die systematische weltweite Erforschung dieser ungewöhnlichen Tiere hat erst begonnen. Schon jetzt ist klar, dass sie wohl einen der wichtigsten Lebensräume in der Tiefsee bilden, in der Bedeutung vergleichbar mit den Regenwäldern des Amazonas. Und wie diese Wälder haben die Korallen eine ökologische und vermutlich auch wirtschaftliche Bedeutung, weit über die Tiefsee hinaus.

Am besten erforscht sind die Bestände vor Europas Küsten. Hier haben die Korallen im Atlantik ein gigantisches Kalkriff gebildet, das vom Norden Norwegens bis südlich von Irland reicht. „Es ist das größte Korallenriff der Welt – selbst das Great-Barrier-Riff vor Australien ist kleiner“, sagte Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund, wo solche Korallen zu sehen sind.

Kaltwasserkorallen gibt es seit 35 Millionen Jahren, doch erst vor etwa 2,7 Millionen Jahren haben einige Arten begonnen, Riffe und über 100 Meter hohe Hügel, sogenannte Mounts, zu bilden. „ Irgendetwas hat damals den Schalter umgelegt, und seitdem betätigen sich diese Korallen als eine Art Ökosystem-Ingenieure“, sagt André Freiwald, Leiter des Instituts Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. Die Korallen sind ähnlich aufgebaut wie ein Busch. Darin wird die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers gebremst, und alles, was im Wasser schwebt, sinkt herab. „Die Korallen sind in Gefahr, in dieser weichen Pampe zu ersticken“, erklärt der Meeresforscher. „Und um dem zu entgehen, wachsen sie in die Höhe.“

Dabei legen sie ein enormes Tempo vor, wenn man bedenkt, dass bei der riffbildenden Art Lophelia das eigentliche „Korallentier“ ein Polyp von etwa 10 Millimeter Größe ist. Nach der letzten Eiszeit haben die Winzlinge vor Norwegen in rund 10 000 Jahren 35 Meter hohe Wälle aufgebaut. Der von den Korallen geschaffene Lebensraum ist sehr attraktiv, um sich vor Fressfeinden zu verstecken oder Eier zu legen. Das zieht kleine Tiere an – und die locken größere Räuber herbei. In der nährstoffreichen „Pampe“ siedeln Würmer, Schnecken und Muscheln.

Die Tiefsee besteht an vielen Stellen aus Wüsten, in denen nur wenige Organismen leben. Aber wo Kaltwasserkorallen siedeln, explodiert das Leben geradezu. Andrè Freiwald schätzt, dass über 4000 verschiedene Arten in einem Lophelia-Riff leben, darunter Fische wie Kabeljau, Rotbarsch und Seelachs.

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