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Reise ins Wunderland: „Die blinde

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Reise ins Wunderland: „Die blinde
Fußfetischismus, Phantomschmerzen und die Wurzeln des Rassismus – der renommierte Neurologe Ramachandran hat ein originelles Buch darüber geschrieben, was alles Nervensache ist.

Ein simpler Spiegelkasten und eine bizarre Krankheit machten den aus Indien stammenden Neurologen Vilaynur Ramachandran berühmt. Der in Kalifornien wirkende Professor ist auf Phantomglieder spezialisiert: Arme oder Beine, die längst amputiert sind, aber immer noch schmerzen. Sie können sich sogar gelähmt anfühlen. Vielleicht, überlegte Ramachandran, weil die Augen des Patienten keine Bewegung sehen, wenn er sein amputiertes Körperteil bewegen will. Der Neurologe dachte sich eine verblüffende Therapie aus: einen selbstgebastelten Spiegelkasten, in den der Kranke seinen gesunden Arm legt, und der dem Gehirn vorgaukelt, das Spiegelbild sei der amputierte Arm. „Das haut mich um“, rief gleich der erste Patient.

Die Geschichte, die Ramachandran in seinem Buch erzählt, ist typisch für seine Forschung: originell, spontan, kaum aufwendig. Ramachandran gehört zur Spezies der selten gewordenen Wissenschaftspioniere. Seine Vorbilder sind die großen Forscher-Abenteurer vergangener Jahrhunderte, die in unbekannte Länder oder zu den Grenzen des wissenschaftlichen Weltbilds aufbrachen. Wie Charles Darwin oder Michael Faraday will er Laien an seinen Entdeckungen teilhaben lassen, weshalb er ebenso populär wie begeistert erzählt – mit Hilfe einer Wissenschaftsreporterin der New York Times.

Die Reise geht ins Wunderland neurologischer Erkrankungen. Wir treffen Mrs. Macken, die nicht fassen kann, daß sie halbseitig gelähmt ist, bis Ramachandran ihr Ohr mit kaltem Wasser ausspült. Wir begegnen dem Mann, der „seinen Fuß mit seinem Penis verwechselte“ (was natürlich an Oliver Sacks‘ „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ erinnert, der nicht zufällig das Vorwort geschrieben hat). Dazu gibt es muntere neuropsychologische Überlegungen: Wie Fußfetischismus entstehen könnte, wo vielleicht die Ursachen des Rassismus im Gehirn liegen und natürlich, was es mit dem Bewußtsein auf sich hat. Das ist immer unterhaltsam, wenn auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluß. Ein Problem jagt das andere – aber der Autor ist schließlich Arzt. Der nächste Patient bitte.

Vilaynur S. Ramachandran, Sandra BlakesleeDIE BLINDE FRAU, DIE SEHEN KANNRätselhafte Phänomene unseres BewußtseinsRowohlt, Reinbek 2001, 512 S., DM 48,–

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Jochen Paulus

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