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Rettung vor der Algenpest

Allgemein

Rettung vor der Algenpest
Ein Bioreaktor macht faulige Tümpel zu einem Paradies für Erholungssuchende.

Im Hochsommer ist ein Spaziergang an einem See oft kein Vergnügen: Viele stehende Gewässer leiden unter Sauerstoffmangel und stinken erbärmlich. Schuld daran sind Nährstoffe, die winzige Algen rasch wachsen lassen – ein Vorgang, der bei hohen Temperaturen und viel Licht besonders schnell abläuft. Wenn die Einzeller absterben, werden sie durch Bakterien mit Hilfe von Sauerstoff abgebaut. Sind zu viele Algen da, ist der Sauerstoff bald aufgezehrt. Dann beginnen anaerobe Fäulnisbakterien ihr Werk – der See kippt um in eine stinkende Brühe.

Ein neues Verfahren nutzt jetzt trickreich natürliche Prozesse, um Seen und Teiche zu sanieren: Das algen- und nährstoffreiche Wasser fließt dabei kontinuierlich durch einen Bioreaktor – einen langen Schlauch aus durchsichtigem Kunststoff, der zu einem Kegel aufgerollt ist.

Die Algen bekommen dort wesentlich mehr Sonnenlicht als im trüben See, denn sie werden auch aus dem Inneren des Reaktors bestrahlt: Eine Linse bündelt das Sonnenlicht, das anschließend von einem Spiegel reflektiert wird. Nachts leuchtet eine Natriumdampflampe, deren Spektrum dem Sonnenlicht ähnelt. „So können sich die Algen richtig den Bauch vollschlagen“, sagt André Stelling von der Firma Umweltschutz Nord, der die Methode zusammen mit seinem Kollegen Olaf Richert entwickelt hat.

Denn das ist der Sinn des Bioreaktors: Die Algen nehmen die überschüssigen Nährstoffe – im wesentlichen Nitrate und Phosphate – aus dem Wasser auf und produzieren per Photosynthese Sauerstoff. Weil die Wasserpflanzen nur kurz im Reaktor bleiben und immer wieder durch eine Zentrifuge oder einen Filter abgesondert werden, kommt es im Bioreaktor nicht zu Fäulnisprozessen.

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Anschließend können sie zu Fischfutter oder Dünger weiterverarbeitet werden. Eingedickt als Granulat, eignet sich das Grünzeug sogar, um Schwermetalle aus Bächen und Flüssen zu absorbieren. „Wir produzieren keine Abfälle, die auf Deponien entsorgt werden müssen“, betont Stelling, „wie es bei anderen Verfahren nötig ist, beispielsweise, wenn die Nährstoffe durch Einleitung von Chemikalien ausgefällt werden.“

Befreit von Nährstoffen und mit Sauerstoff angereichert, strömt das Wasser aus dem Bioreaktor zurück in den See. Je nach Größe des Sees und der Sanierungsanlage dauert es mehrere Jahre, bis sich das Gewässer wieder selbst reinigen kann.

Richert und Stelling probieren ihr Algasan-Verfahren zur Zeit an den Stadtteichen im westfälischen Bottrop aus. Die waren vor zwei Jahren akut vom Umkippen bedroht. Seit ein Bioreaktor das Seewasser aus einer grünen Brühe in eine kristallklare Flüssigkeit verwandelt, ist der Phosphatgehalt merklich gesunken. Stelling rechnet damit, daß während der zwei bis drei Jahre dauernden Sanierung der 1,5 Hektar großen Teiche Kosten von 120000 Mark entstehen.

Teure Sanierungen kann sich allerdings sparen, wer das Übel an der Wurzel packt und verhindert, daß zu viele Nährstoffe in den See gelangen. Das heißt zum Beispiel: Kein Brot mehr für die Enten. Denn ihr Kot ist oft an der sommerlichen Algenblüte schuld.

Ute Kehse

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