Auf die größten bisher bekannten Bakterien stieß eine Gruppe deutscher, spanischer und amerikanischer Forscher in Sedimentproben, die am Meeresboden vor der Küste Namibias entnommen wurden. Ihr maximaler Durchmesser beträgt 0,75 Millimeter, so daß man sie mit bloßem Auge erkennen kann. Sie sind fast hundertmal größer als Epulopiscum fishelsoni, das größte bis dahin bekannte Bakterium.
Der jetzt entdeckte Organismus liefert Hinweise auf eine Verknüpfung von Schwefel- und Stickstoffkreislauf. Der Name des Bakteriums, Thiomargarita namibiensis („namibische Schwefelperle“), spielt auf seinen ungewöhnlichen Stoffwechsel an. Unmittelbar hinter der Zellwand speichert die Mikrobe Schwefel. Der Nitratvorrat findet sich in ihrer Mitte, in einem relativ großen weißlichen, blaugrün schimmernden Sack.
Um sich zu ernähren, muß Thiomargarita Sulfid mit Hilfe von Nitrat oxidieren. Das ist problematisch, weil Nitrat zwar im Meerwasser vorkommt, normalerweise jedoch nicht in das sauerstoffarme, sulfidreiche Sediment eindringt, in dem die Bakterien leben. Daß sie dort überhaupt existieren können, verdanken sie ihrer ungewöhnlichen Fähigkeit, sowohl Schwefel als auch Nitrat zu speichern. Die bei Thiomargarita namibiensis beobachtete Verknüpfung von Schwefel- und Stickstoffzyklus ist wesentlich für das Verständnis vom Ursprung und Wesen des Lebens. Denn dabei ist entscheidend, wie das Recycling bestimmter Schlüsselsubstanzen – zum Beispiel Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel – bewerkstelligt wird.
Rüdiger Vaas