Dem Getreide setzen nicht nur die veränderten Klimabedingungen zu, sondern auch in unseren Breitengraden neu auftretende Schädlinge wie Insekten, Viren, Bakterien und Pilze, die vom Klimawandel profitieren. Bei einem Anstieg der Durchschnittstemperatur um 3 bis 6 Grad Celsius können Insekten ihren Lebensraum um bis zu 1000 Kilometer nach Norden verschieben. Frank Ordon, Direktor des Instituts für Resistenzforschung und Stresstoleranz im Julius Kühn-Institut in Quedlinburg, nennt als Beispiel die Russische Weizenlaus, die Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius überleben kann. Auch der Schwarzrost, ein wärmeliebender Pilz, kann bei uns heimisch werden. Er sorgt in der Fachwelt für Aufsehen, seit sich von Ostafrika eine resistenzbrechende Art nach Norden ausbreitet. An Weizen wurde er bisher nur vereinzelt nachgewiesen, aber den Roggen in Brandenburg befällt er in heißen Sommern regelmäßig.
Auch einheimische, bislang eher unbedeutende Schädlinge wie Getreidewanzen dürften sich stark vermehren und dadurch Ertragsverluste verursachen, ebenso Zikaden oder Blattläuse, die zudem Viren übertragen. Bei höheren Temperaturen entwickeln sie sich schneller und ihr Aktivitätszeitraum verlängert sich. „ Ertragsverluste von bis zu 40 Prozent sind die Folge“, warnt Ordon.
Angesichts des Klimawandels muss deshalb seiner Ansicht nach die Resistenzforschung intensiviert werden. „Unsere Aufgabe ist es, resistente Typen im Gen-Pool einer Kulturart zu identifizieren, ihre Genetik aufzuklären und die entsprechenden molekularen Marker zu entwickeln“, sagt Frank Ordon. Diese Resistenz-Gene können dann von den Züchtern gezielt in neue Sorten eingekreuzt werden. Es ist Eile geboten, denn, so Ordon: „ Bis heute sind nur relativ wenige wirksame Resistenzen gegenüber Insekten bekannt.“