Geschickt und flink über Stock und Stein: Naturnahes Mountainbiking erfreut sich steigender Beliebtheit. Gerade bei längeren Touren und abseits der gekennzeichneten Wege durchqueren Radler dabei oft Gebiete mit wechselnder Vegetation. Inwieweit sie dabei Pflanzensamen mitnehmen und somit verbreiten können, hat nun ein Team um Gesine Pufal von der Universität Freiburg untersucht.
Experiment mit rot gefärbten Samen
Um die Reisefreudigkeit von Pflanzensamen zu erfassen, haben die Forscher Experimente in der beliebten Mountainbike Region am Freiburger Kybfelsen durchgeführt. Sie haben dazu Samen rot eingefärbt, die sich in Form, Größe und Gewicht unterscheiden und sie auf dem Waldboden ausgestreut. Anschließend fuhr der Biologiestudenten Fabio Weiss mit einem Mountainbike durch den Teststreifen. Wie die Forscher feststellten, blieben bis zu 40 Prozent der ausgestreuten Samen an den Reifen des Fahrrads hefteten. Zwischen 50 und 70 Prozent von ihnen fielen aber bereits nach den ersten fünf Metern wieder ab. Doch es gab auch hartnäckige Exemplare.
Anhängliche Passagiere
Vor allem flache und nadelförmige Samensorten waren besonders anhänglich, zeigten die Auswertungen. Auf regennassen Waldwegen fuhren einige bis zu 100 Meter mit, und auf feuchten Wegen waren es sogar bis zu 500 Meter. Schaffen es einzelne Samen hingegen, sich an den Rahmen des Fahrrads zu heften, konnten sie sogar bis zu fünf Kilometer weit reisen, sagen die Forscher. „Einzelne verschleppte Samen können unter Umständen ausreichen um einen neuen Lebensraum zu erschließen“, sagt Pufal.
Verbreitung kann problematisch sein
Einen möglichst weite Samenverbreitung ist natürlich letztlich das Ziel von Pflanzen. Doch dies kann auch problematisch werden: Wenn Mountainbikes Pflanzensamen aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet wegbefördern, können sie an ihrem Ziel heimische Pflanzen verdrängen, geben die Forscher zu bedenken. Vor allem wenn es sich um Samen ohnehin schon eingeschleppter – sogenannter invasiver Arten – handelt, kann dies die Biodiversität bedrohen.
Ökologisch bewusste Mountenbiker können aber durchaus etwas tun, sagen die Forscher: Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben – besonders bei feuchtem und nassem Wetter und in Naturschutzgebieten. Wer umweltbewusst biken will, sollte zudem auch seine Reifen nach der Tour reinigen.
Originalveröffentlichung: Weiss F, Brummer T, Pufal G (2015): Hitching a ride on a mountain bike – potential seed dispersal through recreational activities. In: Gesellschaft für Ökologie e.V. (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Ökologie, Band 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, 31. Aug. – 4. Sep. 2015 in Göttingen. Görich&Weiershäuser, Marburg, S. 141-142