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Sanfter Schlaf mit Xenon

Allgemein

Sanfter Schlaf mit Xenon

Dem chemischen Element Xenon könnte eine medizinische Karriere bevorstehen. Das Edelgas gilt unter Anästhesisten als das ideale Narkosemittel. Bisher wird es nur in Rußland verwendet, doch Hersteller und Mediziner rechnen damit, daß auch die deutsche Zulas-sungsbehörde noch in diesem Jahr grünes Licht für Xenon gibt.

Bislang verwenden die Anästhesisten einen fein abgestimmten Mix aus Narkosegasen und injizierbaren Schmerzmitteln: Neben Lachgas sind dies vor allem halogenierte Kohlenwasserstoffe wie Isofluran oder Enfluran sowie Opiat-Abkömmlinge.

Sie sorgen zwar für einen sanften Schlaf. Aber die Anwendung dieser Gase hat ihre Tücken. Viele Patienten klagen nach dem Aufwachen über starke Kopfschmerzen. Anderen ist übel, manche müssen sogar erbrechen. Solche Nebenwirkungen zeigen sich bei 20 bis 40 Prozent aller Patienten. Wegen der Gefahr von Mißbildungen beim ungeborenen Kind dürfen Schwangere in der narkosegashaltigen Luft von Operationssälen nicht arbeiten. Neben den Menschen leidet auch die Umwelt: Die halogenierten Narkosemittel gehören zu den FCKW, den Hauptschuldigen an der Zerstörung der Ozonschicht. Lachgas fördert den Treibhauseffekt.

Bei Xenon dagegen sind solche Nebenwirkungen nicht zu befürchten. Daß es betäubt und schmerzstillend ist, weiß man seit den dreißiger Jahren. Worauf dies beruht, darüber kann man – genau wie bei den herkömmlichen Narkosemitteln – bis heute nur spekulieren. Möglicherweise wird durch Wechselwirkung mit der Membran von Nervenzellen die Reizleitung unterbrochen. Der Kreislauf des Patienten und die Pumpleistung seines Herzens bleiben unter Xenon-Inhalation stabil, während es mit den halogenierten Kohlenwasser-stoffen hin und wieder zu Komplikationen kommt.

Trotz dieser Vorteile konnte sich Xenon bisher in den OP-Sälen nicht durchsetzen. Der Grund: Das Edelgas war zu teuer. Doch Uwe Schirmer, kommissarischer Leiter der Herz-Anästhesie an der Universitätsklinik Ulm, hält jetzt die Xenon-Zeit für gekommen: „ Moderne Anästhesiegeräte arbeiten heute so effektiv, daß der Gasverbrauch drastisch reduziert werden kann. Damit rückt auch die Xenon-Narkose in den Bereich der Wirtschaftlichkeit.“

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Etwa bei 240 Mark liegen nach seiner Berechnung die Kosten für das Edelgas bei einer Standard-Operation – Tendenz weiter fallend. Narkosen mit den herkömmlichen Mitteln sind für knapp 170 Mark zu haben. „Aber Xenon kann die Folgekosten senken“, betont Schirmer. „Vielleicht liegen damit die Gesamtausgaben pro Operation mit Xenon sogar niedriger.“ Die Patienten kommen nämlich nach dem Eingriff schneller wieder zu sich. Das verkürzt die Liegezeiten im sogenannten Aufwachraum, in dem sie besonders intensiv betreut werden müssen. Auch die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen fiele bei Xenon weg.

Als vermutlich nicht gangbar hat sich mittlerweile der Weg herausgestellt, Xenon in kleinen Mengen zu injizieren, um die Kosten weiter zu drücken. Uwe Schirmer sieht die Zukunft der Xenon-Anästhesie eindeutig in der Verabreichung als Atemgas. Ob sich indes das für die Patienten sicherste und beste Narkosegas tatsächlich durchsetzen wird, darüber entscheiden vor allem wirtschaftliche Aspekte.

bdw-Community

InternetXenon-Arbeitsgruppe an der Ulmer Universitätsklinikwww.xenon-anaesthesia.com

Häufige Fragen zu Xenonwww.prod.draeger.com/de/MT/Bibliothek/OP/FAQ_Xenon.jsp

LESENKlaus-Dieter Schmid, Werner WaldmannKEINE ANGST VOR DER NARKOSE Urania, Berlin 1999DM 19,90

KONTAKTUniversitätsklinikum UlmKardioanästhesiologieSteinhövelstraße 989075 UlmTel.: 0731/500-215 21

Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und IntensivmedizinRoritzerstraße 2790419 Nürnbergwww.mcn-nuernberg.de/dgai/

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