Wo suchen Sie nach Fossilien?
Vor allem im Ostalpin. Die interessanten Schichten liegen weit oben in den Bergen, da muss man mit zwei bis drei Stunden Anmarschzeit rechnen. Dort suche ich in Schutthalden, die sich unterhalb der Schichten bilden.
Fanden Sie dort den Flugsaurier?
Ja, ich bin eine Schutthalde am Tinzenhorn weiter hinaufgegangen als normal. Da habe ich diese Platte gesehen: Sie war am Felsen angelehnt und zeigte lange auffällige Knochen.
Wann erkannten Sie die große Bedeutung Ihres Funds?
Als ich die langen Knochen fand, war mein erster Gedanke: Das ist ein Flugsaurier. Doch Flugsaurier findet man eher in den USA, nicht in der Schweiz. Beim Präparieren stellte ich fest, wie leicht gebaut der Schädel ist. Ich dachte: Vielleicht ist er so leicht, weil er geflogen ist. Da habe ich mir Literatur bestellt und gemerkt: Mein Fund ist etwas Neues.
Sie durften ihm als Entdecker einen Namen geben. Welchen?
Für mich war die Lokalität das Besondere. In der Schweiz sind Flugsaurier sehr selten. So kam ich auf Raeticodactylus filisurensis – der „Bündner Flugfinger von Filisur“.
Wieso Dactylus, der „Finger“?
Weil die Flugsaurier mit dem vierten Finger voran geflogen sind. Dieser hat sich in der Evolution so stark verlängert, dass er länger als Oberarm und Unterarm zusammen war.
Worauf sollte man achten, wenn man nach Saurierfossilien sucht?
Die Gesteinsart muss stimmen. In Granit findet man keine Fossilien. Man braucht Kalk, Ton, Mergel oder Dolomitgestein. Wo ich suche, heben sich die Fossilien meist vom Gestein ab, oder das Gestein hat plötzlich regelmäßige Strukturen. Wenn man etwas gefunden hat, sollte man das zu einem Museum bringen.