Eine überraschende Wirkung des Allerweltsmedikaments Paracetamol haben amerikanische Psychologen entdeckt: Der häufig bei Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen eingesetzte Wirkstoff lindert auch seelische Pein, stellten die Forscher der University of Kentucky in Lexington fest. Die durch körperliche Schmerzen und seelische Not aktivierten Hirnregionen sprechen gleichermaßen auf den Wirkstoff an, erklären die Wissenschaftler den Zusammenhang. Sie hatten zunächst 62 Freiwilligen entweder täglich 1000 Milligramm Paracetamol oder ein Placebo- Präparat verabreicht. Jeden Abend sollten die Probanden in einem Tagesprotokoll festhalten, wie stark ihnen soziale Probleme zugesetzt hatten. Wie sich herausstellte, litten die Probanden aus der Placebo-Gruppe deutlich mehr unter solchen Schwierigkeiten als die Studienteilnehmer, die den Wirkstoff erhalten hatten. Außerdem dämpfte das Medikament nachweislich die Aktivität jener Hirnareale, die auch bei der Reaktion auf soziale Zurückweisung aktiv werden.
Trotz dieser Ergebnisse warnen die Forscher davor, das frei verkäufliche Medikament unbedacht als Mittel gegen seelisches Leid einzusetzen. Erstens müsse diese psychische Wirkung zunächst in größeren Studien bestätigt werden und zweitens könne Paracetamol bei längerfristiger Einnahme die Leber schädigen.