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Solarmodul und Sozio-Technik

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Solarmodul und Sozio-Technik

1,3 Milliarden Menschen haben an der Schwelle zum 21. Jahrhundert keinen Zugang zu hygienisch einwandfreiem Wasser – so steht es im Weltjahresbericht 1998 der Vereinten Nationen. Besonders in ländlichen Regionen der Schwellen- und Entwicklungsländer fehlen Energie und technische Infrastruktur, um mit Schadstoffen und Krankheitskeimen verunreinigtes Wasser nach der Förderung aufzubereiten. Mehr noch: Es fehlt an Ausbildung und am erforderlichen Problembewußtsein. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg erprobt einen neuen Ansatz, um dem gesamten Problembündel beizukommen. Mit im Boot sind vier südamerikanische und ein spanischer Kooperationspartner. Daß dabei die elektrische Energie durch Solarzellen erzeugt wird, ist keine Umweltromantik, sondern das Resultat nüchterner Überlegungen, erläutert ISE-Forscher Orlando Parodi: „Keine andere Technologie ist in der Lage, eine begrenzte Menge elektrischer Energie in schwer zugänglichen Gebieten so kostengünstig und zuverlässig bereitzustellen wie Photovoltaik.“ In einem Pilotprojekt installierte Parodis Team zusammen mit einheimischen Kollegen im argentinischen Wüstendorf Balde de Sur de Chucuma ein Solarsystem zur Wasserförderung und -desinfektion. Das ist bitter notwendig: Obwohl das Wasser aus den sieben Dorfbrunnen aus über 20 Meter Tiefe stammt, ist es stark von Bakterien verunreinigt. Die Forscher installierten Solarzellen, mit denen nicht nur eine Wasserpumpe betrieben wird, sondern – von einem 50-Watt-Modul gespeist – auch eine Wasserentkeimungsanlage. Sie erzeugt ultraviolettes Licht, das krankmachende Bakterien im Trinkwasser der Dorfschule abtötet. Ein Wasserspeicher sichert die Versorgung, und der Wasseranschluß der Häuser die Lebensqualität. Von überschüssigem Strom aus dem Photovoltaik-System profitiert das Gemeindezentrum. Die beste Technik nützt jedoch nichts, wenn sie nicht zum Menschen paßt, der mit ihr umgehen soll. „Oft wissen die Menschen gar nicht, daß verschmutztes Wasser sie krank macht. Bevor wir an die technische Aufgabe gehen, klären wir zunächst auf, um Akzeptanz zu erreichen. Erst dann planen wir die Anlagen, und zwar zusammen mit den späteren Nutzern.“ Orlando Parodi hält diesen „ sozio-technischen Ansatz“ für unverzichtbar. „Die Menschen können sich mit den Anlagen identifizieren, weil sie einbezogen wurden“, freut sich der Fraunhofer-Forscher. Nach erfolgreichem Projektabschluß soll mit dem „Solar-Home-System“ in Argentinien ein großes Programm zur ländlichen Elektrifizierung beginnen. In zwei mexikanischen und marokkanischen Dörfern werden inzwischen ebenfalls photovoltaisch versorgte Trinkwasseranlagen installiert – weitere Projekte sind geplant. Bodo Dorra

Bodo Dorra

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