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Spitzenforschung für die Klatschspalte

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Spitzenforschung für die Klatschspalte

Seit ein paar Tagen kennen wir sie: die Nobelpreisträger des Jahres 1997. Sie stehen weltweit im Rampenlicht, nicht nur der Öffentlichkeit. Auch Studenten, Doktoranden und Professoren blicken nach Stockholm, durch die Signale werden Weichen für neue Projekte gestellt. Mancher junge Forscher hat seine Karriere allein darauf abgestellt, eines Tages ebenfalls die goldene Medaille aus der Hand des schwedischen Königs entgegenzunehmen. Das Erbe Afred Nobels zeigt, wieviel ein Mäzen, ausgestattet mit der richtigen Idee und genügend Kapital, in der Forschung bewegen kann.

Doch mit Blick auf Alfred Nobel wird leicht übersehen, daß es auch anderswo Weichensteller der Wissenschaft gibt, die mit guten Ideen und dem notwendigen Geld uneigennützig versuchen, in der Welt der Forschung etwas zu bewegen – zum Beispiel in Deutschland. Kaum jemand kennt die Mäzene hierzulande, obwohl sich ihre Auszeichnungen finanziell oder im wissenschaftlichen Rang nicht hinter dem Nobelpreis verstecken müssen.

Interessanterweise scheinen viele der freizügigen Wohltäter gerade in einer Stadt versammelt zu sein, die sonst kaum Gipfel der Forschungslandschaft beherbergt: in Hamburg. Ein Beispiel ist die Körber-Stiftung, die von dem 1992 gestorbenen Hamburger Maschinenfabrikanten Kurt A. Körber gegründet wurde. Sein Vermögen hat er der Stiftung vermacht, die jährlich 25 Millionen Mark für gemeinnützige Zwecke vergibt, darunter auch ihren Preis „für die Europäische Wissenschaft“, der sich mit 1,4 Millionen Mark neben dem Nobelpreis durchaus sehen lassen kann. Doch selbst bei Forschern gilt dieser Preis als Geheimtip.

Dabei steht diese Auszeichnung für alle Forschungsdisziplinen offen, nicht nur für Chemie, Physik und Medizin. Die Entscheidung liegt bei einem hochrangigen Kuratorium unter Leitung des Max-Planck- Präsidenten. Und sie vermeidet Schwächen, die oft am Nobelpreis kritisiert werden: Anstatt für vergangene Leistungen wird der Körber-Preis für ein Forschungsvorhaben vergeben; das Preisgeld muß für dieses Projekt verwendet werden; ausgezeichnet werden Kooperationen von mehreren Wissenschaftlern, möglichst auf europäischer Ebene.

Eine erstklassige Stiftung. Doch wer an der Verleihung des Körber-Preises teilnimmt, glaubt eher in eine Provinzveranstaltung geraten zu sein: der Saal des Hamburger Rathauses kaum gefüllt, nur einzelne bekannte Forscher unter den Gästen, der wahlkämpfende Bürgermeister als einzige politische Prominenz, und am nächsten Tag berichtet lediglich eine Lokalzeitung ausführlich – in der Klatschspalte. Dabei ist die Wahl der Jury hervorragend, einer der Preisträger gilt als Nobelpreis-Kandidat.

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Wenn wir uns darüber beklagen, daß wir in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – so wenige Mäzene haben, dann müssen wir auch überlegen, wie wir mit den Mäzenen umgehen. Wir, das sind Wissenschaftsjournalisten ebenso wie Politiker, Zeitungsleser wie Öffentlichkeitsarbeiter, Forscher wie Industriekapitäne. Wenn wir Mäzenatentum nur als das Hobby einiger Reicher verstehen, verschenken wir die Möglichkeiten, weitere Geldgeber zu finden.

Hochrangige Spenden ehren den Geber wie den Empfänger, gelungene Auszeichnungen den Ausgezeichneten wie denjenigen, der die Ehre vergibt. Ehre, wem Ehre gebührt.

Reiner Korbmann

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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Wissenschaftslexikon

Pro|te|i|ne  〈Pl.〉 hochmolekulare Verbindungen aus Kohlenstoff–, Wasserstoff–, Stickstoff– u. Sauerstoffatomen, z. T. auch Phosphor u. Schwefel, die durch Verknüpfung von Aminosäuren unter Wasseraustritt entstehen u. durch die Peptidbindung charakterisiert werden (neben den Kohlenhydraten u. Fetten sind Proteine die wichtigsten Bestandteile aller Lebewesen, indem sie Zellstrukturen bilden u. z. T. als Enzyme am Stoffwechsel beteiligt sind); Sy Eiweiße … mehr

Chan|son  〈[ãs] n. 15; Mus.〉 1 〈urspr.〉 singbares lyrisches od. episches Gedicht in der altfrz. Dichtung 2 〈heute〉 Kabarettlied … mehr

♦ Elek|tro|de  〈f. 19〉 Teil eines elektrischen Leiters, der als Ein– od. Austrittsstelle des elektr. Stromes in Flüssigkeiten od. Gasen od. im Vakuum dient [<Elektro… … mehr

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