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Spuren in die Vergangenheit

Allgemein

Spuren in die Vergangenheit
Kenntnisreiche Prachtbände über archäologische Schätze: Entdeckungsreisen in die Ferne – zu steinzeitlichen Höhlen, versunkenen Städten und den Rätseln der Seidenstraße. Vor unserer Haustür warten die steinernen Reste von Franken und Kelten.

Die Ausstellungen sind vorbei, die Bücher bleiben – und geben Gelegenheit, ein deutsch-französisches Mißverständnis zumindest zu mildern: Allerdings muß man Zeit und Interesse mitbringen, um die 1100 Seiten des zweibändigen Konvoluts Die Franken – Wegbereiter Europas gewinnbringend durchzuackern. Gelegentlich drängt sich dabei die Vermutung auf, daß auch hier weniger mehr gewesen wäre: Zu oft verhindern wis-senschaftliche Gründlichkeit und scheuklappenverengte Detailversessenheit eine übergeordnete Zusammenschau. Schade, denn mit einem kompetenten Ariadnefaden durch das teilweise noch immer nationalistisch verminte Feld zwischen germanischer und gallischer Historie hätte der Leser eine größere Chance gehabt, die spannungsgeladenen, aber nachrichtenarmen Jahrhunderte von 500 bis etwa 850 n. Chr. im Herzen des heutigen Europa für sich zu entdecken. In den über 100 Textbeiträgen unterschiedlicher Schwerkraft findet freilich jeder etwas Interessantes: Hier steht alles über die Franken.

Hier steht alles über die Kelten – heißt das Fazit nach Durchsicht des schlicht Kelten genannten Handbuchs von Helmut Birkhan. Ohne eine einzige Illustration gelingt es dem Autor, den Leser über 1260 Seiten zu fesseln. Das liegt mit an der treffsicheren, unprätentiösen Sprache des Wiener Professors.

Den Hauptteil des Buches – mit über 500 Seiten – belegen „Religion und Gesellschaft“ sowie „Religiöse Institutionen und Glaubensinhalte“. Eine ausführliche Bibliographie hilft dem Fachmann, der Sach- und Wortindex dem Laien weiter.

Weiter zurück in die Vergangenheit führen zwei Bücher aus der „Speläo- Reihe“ des Thorbecke-Verlages: der fein bebilderte Band Niaux (Die altsteinzeitlichen Bilderhöhlen in der Ariège und ihre neu entdeckten Malereien) und das ebenfalls ausgiebig fotobestückte Handbuch Höhlenmalerei. Die weitverzweigte Höhle von Niaux ist schon lange bekannt und teilweise zugänglich. Das Buch gibt einen Abriß ihrer wechselvollen Geschichte und präsentiert ihre Schätze professionell. Die meisten Fotos haben ausführliche Legenden, die dem Leser einen tiefen Einstieg in die Welt unserer steinzeitlichen Vorfahren ermöglichen.

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Mit der Analyse der Farbpigmente, den Techniken der Darstellung und der Datierung von Höhlenmalereien beschäftigt sich der Altmeister der Steinzeitkunst, Michel Lorblanchet. Für den Mitwisser geschrieben, verlangt das Handbuch dem interessierten Laien einigen Durchhaltewillen ab. Er sollte ihn aufbringen – zumal der Autor auch die Streitfrage anschneidet, ob die Steinzeitkunst in einer Art Urknall, also ohne Vorentwicklung, entstanden ist. Ein Verzeichnis der öffentlich zugänglichen Höhlen in Europa (mit Öffnungszeiten) gibt dem Buch zusätzlichen Nutzwert.

Für den Normal-Reisenden ist Alexandria – Die versunkene Stadt nicht zu erreichen. Mit hinreißenden Fotografien wird in dem gleichnamigen großformatigen Bild-band die Bergung kolossaler Skulpturen aus der Pharaonenzeit beschrieben. Dieses Buch hat nichts mit der Schaumschlägerei um den angeblichen Fund des Kleopatra-Palastes zu tun. Die Bilder vermitteln in seltener Eindringlichkeit sowohl das Abenteuer Unterwasser- Archäologie als auch die Phantastik antiken Größenwahns.

In unmittelbarer Nachbarschaft Ägyptens, in Jordanien, verdichten sich die archäologischen Spuren zu einem spannenden Geflecht von der Steinzeit bis zu den Kreuzfahrern. Hier entstanden städtische Siedlungen schon Jahrhunderte vor den allgemein bekannten Stätten im Vorderen Orient. Hier bekämpften und mischten sich Kulturen seit der Kupferzeit. Die Fernhandelswege – für Weihrauch, Metalle und Sklaven – liefen durch das Jordantal. Die Nabatäer entwickelten eine Wasserbautechnik, die die Römer schlicht übernahmen. Dies alles bringt in guten Texten und großartigen Bildern der Band Jordanien dem Leser unaufdringlich, aber einprägsam näher.

Ein spannendes Buch ähnlicher Machart entführt in eine ganz andere Ecke unserer Welt: Die Geisterstädte der Südlichen Seidenstraße hat der Schweizer Christoph Baumer in einer abenteuerlichen Expedition gesucht. Die archäologischen Spuren und die Zeugnisse von heute verschmelzen zum Gesamtbild einer Gegend, in der über die Jahrhunderte so unterschiedliche Kulturen wie Buddhismus und Islam, China und Europa zusammentrafen.

Auch der Prachtband Angkor besticht mit einer verschwenderischen Fülle erstklassiger Bilder. Die Bedeutung und Geschichte dieses um 1120 n. Chr. gegründeten und immer genutzten Komplexes – Angkor Vat und Angkor Thom – schildert kenntnisreich der Text. Detailaufnahmen und -zeichnungen der einzelnen Bauten vertiefen den Einblick. Ein Glossar und eine Zeittafel helfen dem Buch-Reisenden.

Archäologie

Die Franken Philipp von Zabern, 1996, 2 Bände, DM 165,-

Helmut Birkhan Kelten Verlag der Österr. Akademie der Wissenschaften 1997 DM 188,70

Jean Clottes Niaux Thorbecke 1997, DM 89,-

Michel Lorblanchet Höhlenmalerei Thorbecke 1997, DM 59,-

William La Riche Alexandria Piper 1996, DM 68,-

J. Willeitner, H. Dollhopf Jordanien Hirmer Verlag 1996, DM 98,-

Christoph Baumer Geisterstädte der Südlichen Seidenstraße Belser 1996, DM 98,-

Claude Jacques, Suzanne Held Angkor Hirmer 1997, DM 148,-

Michael Zick

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