Ein Verfahren, mit dem die Stahlproduktion erheblich vereinfacht werden könnte, hat der amerikanische Wissenschaftler Jiann-Yang Hwang von der Michigan Technological University in Houghton entwickelt. Hwang besorgte sich für seinen Laborversuch zunächst sechs handelsübliche Mikrowellenöfen und baute ihre Magnetröhren, die Magnetrons, aus. Diese kombinierte er mit einem so genannten Elektrolichtbogenofen, in dem normalerweise Schrott eingeschmolzen wird. In diese Heizvorrichtung legte der Forscher Eisenoxid und Kohle. Mithilfe der Mikrowellenenergie entstand in wenigen Minuten eine Schmelze, in der die Kohle das Eisenoxid zu Eisen reduzierte und zugleich zu Stahl wandelte.
Diese Methode soll deutlich billiger und schneller sein als herkömmliche Verfahren, da sich die Zahl der benötigten Produktionsschritte halbiert. „Außerdem braucht Eisenoxid in einem Hochofen mehrere Stunden, bis es auf die erforderlichen 1000 Grad Celsius erhitzt ist. Die Mikrowelle erledigt das in einer Minute“, betont Hwang. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Stahlherstellung mit gewöhnlicher Steinkohle und nicht mit dem teureren Koks funktioniert und gleichzeitig der Ausstoß von Treibhausgasen und Schwefeldioxid reduziert wird.
Während amerikanische Unternehmen an dem Verfahren bereits Interesse angemeldet haben, ist die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf skeptisch: Deutsche Stahlproduzenten wollen an der herkömmlichen Herstellung festhalten.
Hans Groth