Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Stellvertreter mit glasigem Blick

Allgemein

Stellvertreter mit glasigem Blick
Die Wohnung nicht verlassen – und trotzdem unter die Leute gehen: Ein mobiler Stellvertreter aus Metall und Plastik soll’s möglich machen.

„Stellen Sie sich eine Ausstellungseröffnung vor“, erläutert Dr. Bernd Kleinjohann seine Vision, „oder eine attraktive Sportveranstaltung. Und auf der anderen Seite gibt es einen Menschen, der nicht persönlich hingehen will oder kann. Warum soll der nicht via Internet durch einen Stellvertreter teilnehmen – einen hörenden, sehenden, mobilen Roboter?“ Aber damit will es der stellvertretende Vorstand des „C-LAB“ in Paderborn noch nicht genug sein lassen. Der Nutzer soll zu aktiver Kommunikation in den Roboterkörper schlüpfen: „Ich stelle mir vor, daß er in einer Veranstaltungspause zwischen den Leuten umherfährt, sie anspricht und an Diskussionen teilnimmt.“ Die Idee vom mobilen Stellvertreter mit gläsernem Kameraobjektiv statt Augen ist kein Karnevals-Ulk. Sie hat seriöse Väter: Das C-LAB ist ein Joint-Venture-Unternehmen von Siemens AG und Universität Paderborn. Und Kleinjohann hat als Leiter des seit 1998 laufenden Projekts „Pathfinder“ nachgewiesen, daß er und sein Team ihre Arbeit ernst nehmen. Der interaktive Pathfinder ist ein kniehohes Fahrzeug mit aufmontierter Kamera. Surfer im Internet, die die Webseiten von C-LAB (http://www.c-lab.de) besuchen, können zu bestimmten Anlässen eines der derzeit drei Roboterfahrzeuge vom heimischen Rechner aus anwählen und minutenweise durchs Gebäude lenken. Über das Bild der Kamera, die sich ferngesteuert schwenken läßt, kann der Internet-Gast spazierenschauen und den Kurs kontrollieren. Pathfinder hat bei einem halben Dutzend öffentlicher Auftritte seine Nutzer begeistert, beispielsweise auf der letztjährigen Computermesse Cebit. Doch jetzt arbeitet das C-LAB-Team an der nächsten Stufe – am Stellvertreter. „Wir wollen eine neue Form der Telepräsenz schaffen“, sagt Kleinjohann, „eine Art Video-Handy auf Rädern.“ Die Paderborner erproben derzeit einen Prototyp. Etappenziel bis Ende 2000: Das Fahrzeug soll selbständig eine innere Karte des Gebäudes erstellen, durch das es rollt. „Der Nutzer, der über das Internet ein solches Gerät übernimmt, soll in seinen Rechner eingeben können: ,Fahre zu Zimmer 317‘. Dazu muß der Roboter natürlich wissen, wo das ist“, sagt der Informatiker. In der Sicherheitstechnik sieht Bernd Kleinjohann einen denkbaren Zukunftsmarkt – per Fernüberwachung nach dem Rechten sehen. Und eben das erweiterte Kommunikationsangebot von zu Hause aus: Internet-Besuche im Louvre oder im New Yorker Guggenheim-Museum mit Hilfe hauskundiger Roboter, durch die man beliebig lange vor Lieblingsobjekten verweilen kann. Auf die Straße schicken will der Paderborner Software-Experte die rollenden Stellvertreter lieber nicht: „Denken Sie nur an das Haftungsrecht, an die Unfallgefahr. Die Versicherungsprobleme wären immens.“

Thorwald Ewe

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Fle|der|maus|fisch  〈m. 1; Zool.〉 Angehöriger einer Familie der Barschartigen mit arm– u. flügelartigen Brustflossen: Mathidae

Ther|mo|phor  〈m. 1〉 Körper, der Wärme speichert (wobei deren Zu– od. Abnahme gemessen werden kann); Sy Kalorifer … mehr

Grunge  〈[grnd] m.; –; unz.; Mus.〉 Musikstil, der auf betont lässig vorgetragenem Gitarrenspiel basiert u. vielfältige Elemente der Rock– u. Punkmusik enthält [<engl. grunge … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige