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Stratosphären-Hüpfer

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Stratosphären-Hüpfer
Amerikanische Ingenieure wollen ein Hyperschallflugzeug bauen, das in weniger als zwei Stunden zwischen zwei beliebigen Orten auf dem Globus verkehren könnte.

Für den täglichen Weg zur Arbeit brauchen viele Deutsche mindestens eine dreiviertel Stunde. In dieser Zeit wird man nach Ansicht amerikanischer Wissenschaftler künftig von Frankfurt nach New York reisen können. Das Flugzeug dazu befindet sich schon auf den Reißbrettern der Ingenieure vom Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien: Der „HyperSoar“, zu deutsch „Hypergleiter“, würde mit 11 000 Kilometer pro Stunde durch die Luft düsen – das ist zehnfache Schallgeschwindigkeit (Mach 10). Dabei könnte er das Doppelte an Fracht und Passagieren befördern wie eine in Gewicht und Größe vergleichbare Boeing 747.

Vater dieser Idee ist Flugzeug-Ingenieur Preston Carter. Sein Konzept verbindet neue Triebwerk-Technologie mit dem Design von Überschallflugzeugen, die teilweise schon in den vierziger Jahren diskutiert wurden. Damals scheiterten die Pläne an den zwei größten Problemen im superschnellen Luftverkehr: Hitze und zu hohes Motoren-Gewicht.

Fliegt eine Maschine mit Überschallgeschwindigkeit von Mach 5 oder schneller durch die Atmosphäre, entwickelt sich um den Flugkörper herum eine enorme Hitze, die selbst die härtesten Materialien zum Schmelzen bringt. Dieses Problem umfliegt der HyperSoar: Er befindet sich bei seinen Luftreisen größtenteils außerhalb der Atmosphäre. Mit einem Raketenantrieb steigt die Maschine auf eine Höhe von 60 Kilometern, das Sechsfache der üblichen Flughöhe. Wenn dieses Maximum erreicht ist, erleben – oder erleiden – die Passagiere für zwei Minuten Schwerelosigkeit.

Ohne Antrieb fällt der HyperSoar wieder zurück Richtung Erdatmosphäre. Sobald die Maschine in 35 Kilometer auf dichtere Luftschichten trifft, prallt der Flieger ab und hüpft zurück ins All. „Der HyperSoar unterliegt den gleichen Kräften wie ein flacher Stein, der schräg über eine Wasseroberfläche geworfen wird und dann drei, viermal über die Oberfläche springt“, erläutert Carter. Während jedes Hüpfers, der die Maschine 450 Kilometer vorwärts bringt, sind die Passagiere der 1,5fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Trotz-dem sei das Reisen mit dem HyperSoar bequem, behaupten die amerikanischen Wissenschaftler.

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Ihren Plänen stehen viele Experten allerdings skeptisch gegenüber. Rolf Radespiel, Abteilungsleiter für Hochgeschwindigkeitsflugzeuge beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Selbst wenn es technologisch möglich wäre, ein solches Hyperschallflugzeug zu bauen – die Flüge mit ihm würden viel zu teuer.“ Das sei hauptsächlich eine Folge hoher Kraftstoff- und Herstellungskosten.

Carter macht dagegen eine andere Rechnung auf: Zwar koste das Hyperschallflugzeug doppelt so viel im Unterhalt wie eine herkömmliche Maschine. Doch könne der HyperSoar im Vergleich zur Boeing 747 täglich den zehnfachen „Flugumsatz“ bewältigen.

HyperSoar soll mit Wasserstoff fliegen, was sich auf die Umwelt günstig auswirke: „Wie es aussieht, verhält sich der HyperSoar ökologisch neutral“, sagt Carter mit Blick auf laufende Klimastudien und Computersimulationen.

DLR-Experte Radespiel sieht aber ein anderes Problem: Ein Raketenantrieb, wie ihn Carter vorsehe, mache einen höllischen Lärm. „Auf herkömmlichen Flug-häfen kann HyperSoar deshalb nicht starten.“

Die Ingenieure vom Lawrence Livermore National Laboratory sind dennoch überzeugt, daß der HyperSoar schon mit den heutigen Technologien gebaut werden kann – mit Ausnahme der Triebwerke, die aber bereits von der NASA entwickelt werden. Doch ehe Reisende mit dem Hypergleiter in die Luft gehen können, wird noch ein wenig Zeit vergehen. „Wir brauchen drei bis fünf Jahre für einen Prototyp“, schätzt Carter.

Désirée Karge

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