Das glaube ich nicht
Das soziale Fundament erodiert, Stabilität wird zur Ausnahme, traditionelle Arbeitsplätze gehen verloren. Die digitale Revolution zerstört die Grundlagen für gewohnte Formen gesellschaftlicher Solidarität. Schöne Aussichten, die Uwe Jean Heuser, Redakteur der „Zeit“, da an die Wand menetekelt. Wahrscheinlich hat er recht: Mittlerweile hat sich die Menschheit samt globaler Vernetzung weit genug in Richtung Informationsgesellschaft entwickelt, damit sich aus Fakten Schlüsse ziehen lassen. Trotzdem liefern sich Technikgläubige und Fortschrittsgegner nach wie vor heftige Gefechte im Pulverdampf von Utopien, Propaganda und Angstmache – die üblichen verbalen Begleiterscheinungen einer Revolution.
In diesen unruhigen Zeiten gibt Heuser Orientierungshilfe: Er analysiert den Status quo der globalen und individuellen Vernetzung mit allen ihren sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen nachvollziehbar und methodisch sauber. Dabei zitiert er Skeptiker genauso wie euphorische Befürworter – und mißt sie an den Fakten. Tatsächlich birgt die Zukunft Chancen genauso wie Risiken: „Der Trend zur Risikoökonomie als Preis für mehr wirtschaftliche Wahlmöglichkeiten; die beschleunigte Auflösung der sozialstaatlichen Basis gegenüber neuen Ansätzen der Gemeinschaft, der Verlust gewohnter Ordnung gegenüber mehr Raum, um die eigene Identität zu finden.“
Uwe Jean Heuser TAUSEND WELTEN Die Auflösung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter Berlin Verlag Berlin, 1996 232 S., DM 36,-
Hans Schmidt
