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Titelthema – Dschingis Khan: Der erste Global Player

Allgemein

Titelthema – Dschingis Khan: Der erste Global Player
Der Mongolen-Kaiser schuf Eurasien und sorgte für den ungehinderten Austausch von Ideen und Gütern vom Pazifik bis zum Mittelmeer.

Die Amerikaner kamen im August 2000 mit leeren Händen zurück. 1,2 Millionen Dollar hatten sie eingesetzt, einen Monat lang mit High-Tech und überbordendem Optimismus gesucht – und das Grab von Dschingis Khan dennoch nicht gefunden. Der Kaiser der Mongolen bleibt entrückt.

Das war so gewollt: Die um 1240 entstandene Chronik „Die Geheime Geschichte der Mongolen“ berichtet ausschweifend, blumig und detailliert bis in die wörtliche Rede hinein über Herkunft, Aufstieg und Heldentaten von Dschingis Khan. Über seinen Tod und seine Beerdigung aber gibt es nur einen Satz: „Im Schweinejahr stieg Dschingis Khan zum Himmel auf.“ Diese offensichtlich bewußte Verschleierung durch seine Chronisten poliert die Aura des Ahnvaters aller Mongolen auf Hochglanz. Nach über 70 Jahren der Fremdbestimmung durch die Sowjetunion kehrt der Nomadenstaat zwischen Rußland und China jetzt mit wehender Standarte in seine Geschichte zurück: Dschingis Khan über alles.

Damit erlebt eine der schillerndsten Gestalten der Weltge-schichte nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Wissenschaft eine neue Würdigung. Zu Recht, denn Dschingis Khan schuf „Eurasien“ und brachte so zwei Welten erstmals und dauerhaft zusammen. Der kulturelle Austausch – Gebräuche und Sitten, Architektur und Musik, Religionen und Literatur, Waffentechnik und Medizin – befruchtete alle Gesellschaften und Staaten vom Pazifischen Ozean bis zum Mittelmeer. Für knapp zwei Jahrhunderte sicherte der „mongolische Frieden“ den Weg von Fernwest nach Fernost – das hatte es seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben. Der globalisierte Handel blühte, er lag dem Khan am Herzen. Nach dem Zerfall seines Weltreiches ab 1335 rückten Europa und Asien wieder weit auseinander. Erst die ebenfalls mit viel Blut geschriebene Kolonisationsgeschichte der Europäer brachte neue Kontakte und Kenntnisse.

Ob sie das Grab ihres Übervaters wirklich finden (lassen) wollen oder nicht – darüber sind sich die heutigen Mongolen selbst nicht ganz im klaren. „Es ist besser, man findet es nicht“ , meint Generalsekretär Galbaatar von der Mongolischen Akademie der Wissenschaften. Er befürchtet eine Abnutzung des Mythos. Der hat schließlich auch heute eine dringende Aufgabe. Galbataar: „ Dschingis Khan ist das, was uns zusammenhält.“ Etwas anderes ist problemfrei: Auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Kultur und Geschichte graben die Mongolen gerade zusammen mit deutschen Archäologen ihre mythische Haupt-stadt Karakorum aus (siehe Beitrag „Karakorum: Die Metropole taucht auf“). Dschingis Khan hatte sie in Auftrag gegeben, aber selbst nicht mehr als Zentrale benutzt. Er residierte, ganz Nomade, auch auf der Höhe seiner Macht in einem prunkvollen Palast-Ger – dem traditionellen Filzzelt der Mongolen. Wie alle Stammväter der Geschichte war natürlich auch Dschingis Khan mythischen Ursprungs. „Die Geheime Geschichte“ berichtet: „Der Urahn Dschingis Khans war ein vom Ewigen Himmel erzeugter, schicksalserkorener grauer Wolf. Seine Gattin war eine weiße Hirschkuh. An der Quelle des Onan-Flusses beim Berg Burhan Haldun wählten sie ihren Lagerplatz, wo ihnen ein Kind geboren wurde, Batacihan.“

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Die Autoren benötigen danach 390 Zeilen Genealogie, um auf Dschingis Khan zu kommen, der zunächst Temüdschin hieß. Seine Familie gehörte der mongolischen Nomaden-Aristokratie an, die ihr Ansehen aus der Zahl der freiwilligen und unfreiwilligen Gefolgsleute, der Größe der Herden und der Güte der Weidegründe zog. Diese Stammesgesellschaft unterlag in ihrer Zusammensetzung starken Wechseln. So wurde Temüdschin mit Mutter und Brüdern vom Rest der Familie verstoßen, was normalerweise Tod oder Sklaverei bedeutet hätte.

Nicht so beim kommenden Kaiser der Welt: Nach und nach sammelte Temüdschin, offenbar mit Charisma, Mut und Klugheit ausgestattet, so viele Freunde und Gefolgsleute um sich, daß er erfolgreich daran gehen konnte, andere Clans gewaltsam anzugliedern. Doch auch die vereinigten Mongolenstämme waren nur ein Volk von vielen in den asiatischen Steppen: Die benachbarten Naiman und Merkit wurden unterworfen, die Tataren mit Hilfe der Chinesen unterjocht. In der „Geheimen Geschichte“ wird dies jeweils etwa so vermerkt: „Mit Männerrache haben wir ihren Busen leer gemacht, ihnen ihre Leber zerrissen. Ihr Bett haben wir ihnen leer gemacht… Die wehrfähigen Männer und die Vornehmen wurden niedergemacht. Der Stamm wurde auf die Sieger aufgeteilt, bis keinem mehr etwas fehlte.“

Im Jahr des Tigers (1206) wählte der Khuriltai, die Versammlung der Fürsten und Häuptlinge (Khane), den erfolgreichen Stammesbruder zum Khagan, zum Großkhan – aus Temü- dschin wurde Dschingis Khan. Da war er 44 Jahre alt – die neuere Forschung hat sich auf 1162 als Geburtsjahr (statt 1155 oder 1167) verständigt. Es folgten in ermüdender Reihe Kriegszüge gegen weitere Steppen-Stämme, die sich nicht unterwerfen wollten. Und nach sorgfältiger Vorbereitung gab Dschingis Khan auch der Verlockung aller asiatischen Nomaden nach: Er griff nach den Schätzen Chinas. In mehreren Anläufen brachte er den Norden des gerade einmal wieder zersplitterten Reiches zeitweilig unter seine Kontrolle. Die dauerhafte Eroberung des Riesenreiches gelang erst seinen Nachfolgern. Nach Meinung heutiger Mongolen-Forscher hatte Dschingis Khan nie einen festen Plan für seine Eroberungen, sondern ließ sich von aktuellen militärischen und politischen Entwicklungen, aber auch von ganz persönlichen Rachegelüsten leiten. Sicher kam auch so etwas wie der Rausch der Macht hinzu. Die Erfolge der mongolischen Reiterscharen basierten auf einer gnadenlos durchgesetzten Disziplin, klaren Aufgaben und Befehlssträngen, der Beweglichkeit und Schnelligkeit und einem offenbar strategischen Geschick Dschingis Khans.

Mit simplen Erklärungsmodellen ist die Persönlichkeit Dschingis Khans nicht zu fassen: Aus dem Nomaden-Krieger wurde ein Staatsmann, der erkannte, daß man ein solches Riesenreich nicht vom Rücken eines Pferdes aus regieren kann. Er ließ sich von chinesischen Beratern eine Verwaltung aufbauen. Er strukturierte die instabile Stammesgesellschaft in eine straffe Militär-Aristokratie um, in der jeder aufsteigen konnte. Er blieb zeitlebens Analphabet, begriff jedoch die Notwendigkeit von Schrift für den Staat und führte die Schrift der anrainenden turkstämmigen Uiguren ein. Er hing dem traditionellen mongolischen Schamanismus an, duldete jedoch jede andere Religion. Seine Neugier mündete in eine Weltoffenheit, die man im damaligen mitteleuropäischen Christentum vermißt. Andererseits berichten zahllose Anekdoten von rein emotionalen Entscheidungen des Eroberers: Ein ihm mißliebiger Vasall hieß „Burhan“, die Bezeichnung für Buddha und Namensanhängsel für Dschingis Khans heiligen Geburtsberg Haldun Burhan. Der Großkhan taufte den Mann kurzerhand um und befahl dann, ohne weiter Scheu vor einem heiligen Namen haben zu müssen, die Ermordung des in Ungnade gefallenen Gefolgsmannes. Einen feindlichen Krieger, der ihm sein Lieblingspferd unter dem Sattel weggeschossen hatte und sich zu seiner Tat bekannte, bestallte er dagegen zu seinem engsten Leibwächter. Derlei Widersprüchlichkeiten charismatischer Persönlichkeiten münden in der Geschichte meist in den Beinamen „ der Große“ (siehe „Der Tyrannen-Bonus“). Bei Dschingis Khan war dies unnötig – er war einzigartig.

Seine Eroberungen bekamen um 1219 eine neue Stoßrichtung – und damit nachhaltige Bedeutung für Europa: Der Asien-Kaiser rückte weit nach Westen vor. Anlaß war die Ermordung einer mongolischen Handelsdelegation durch den Sultan von Chorasam, eines Reichs südöstlich des Aralsees (heute etwa Nordiran). Dem hatte Dschingis Khan gutnachbarschaftliche Beziehungen angeboten, um „ die Sicherheit der Wege zu gewährleisten, damit die Kaufleute, von deren regem Handel der Wohlstand der Welt abhängt, in Frieden hin- und herreisen können“. Das Massaker an der hundertköpfigen Karawane war für den Verfechter und Schutzherren des globalisierten Handels eine unerhörte Herausforderung – Dschingis Khan zog mit 150000 Mann (Bundeswehr derzeit 280000) gegen den Sultan zu Felde und vernichtete ihn. Der Großkhan selbst schwenkte nach Afghanistan um und stoppte erst am Indus. Seine Söhne und Feldherren marschierten nach Norden, überquerten den Kaukasus, schlugen bei Kiew die Russen und kehrten ins Stammland zurück. Die ersten „Tatarenmeldungen“ von den barbarischen Mongolen sickerten so um 1223 nach Europa.

Es gab noch eine Schonfrist für die heillos zerstrittenen Mitteleuropäer: Bei einem Vergeltungsfeldzug gegen das aufmüpfige Volk der Tanguten stürzte Dschingis Khan vom Pferd und verletzte sich schwer, an den Folgen innerer Blutungen starb der 65jährige 1227 und „stieg zum Himmel auf“. 700 Jahre später schreibt Indiens Freiheitsheld Nehru an seine Tochter: „Dschingis Khan war zweifellos sehr grausam, aber darin unterschied er sich nicht sonderlich von vielen Herrschern der damaligen Zeit … Dschingis Khan fesselt mich. Ist es nicht merkwürdig, daß dieser wilde und heftige Feudalhäuptling eines Nomadenstammes mich, einen der Gewaltlosigkeit zugetanen und zur Milde neigenden Menschen, einen Stadtbewohner, der alles Feudale verabscheut, zu fesseln vermag?“

Dschingis Khans Reich hatte Bestand. Seine Söhne und Enkel weiteten es kontinuierlich aus. Die „Pax mongolica“ ließ den transkontinentalen Handel über die Seidenstraßen anschwellen. Persönliche Kontakte – Marco Polo war nicht der einzige Reisende – dienten der geistigen Verständigung. Auf dem Scheitelpunkt erstreckte sich die mongolische Herrschaft vom Pazifik (Korea, China) über Tibet, Persien, den Vorderen Orient bis nach Ungarn und Polen: 1241 war das deutsch-polnische Ritterheer bei Liegnitz in Schlesien vernichtend geschlagen worden, nur der Tod des Großkhans Ögödei hielt die asiatischen Reiterheere vom Durchmarsch zum Atlantik ab: Die Dschingis- Erben mußten zur Wahl eines neuen Oberhauptes zurück in die Hauptstadt Karakorum am anderen Ende Eurasiens.

Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Risse in der Familie sichtbar. In den folgenden Jahrzehnten zerbröselte das mongolische Weltreich in drei Machtzentren, die den Keim des Zer-falls schon in sich trugen: Die „Goldene Horde“, die Rußland und Osteuropa unter ihrer Knute hielt und erst 1503 von den Russen besiegt wurde. Die Ilkhane in iranischen und indischen Gebieten, die dort assimiliert wurden. Die mongolische Kaiserdynastie der Yüan in China, die ebenfalls von der besiegten Kultur aufgesogen und später vertrieben wurde. Nach knapp 200 Jahren endete das Reich Dschingis Khans, das so groß war wie kein Staat davor oder danach, und von dem so viele Menschen und Staaten direkt oder indirekt betroffen waren wie von keinem anderen bis zu den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts. Vor allem Rußland wurde stark beeinträchtigt, da es völlig von der europäischen Entwicklung abgeschnitten wurde – die Aufklärung kam nie dorthin. Deutschland dagegen, von den Mongolen-Einfällen verschont, profitierte: Nach den mongolischen Verheerungen wanderten, oft von polnischen Fürsten gerufen, zahllose Deutsche in Schlesien ein – das führte dort zu einer fast vollständigen Germanisierung. Zur Dschings-Zeit herrschte in Mitteleuropa das Chaos: In kaum mehr überschaubaren, weil ständig wechselnden Koalitionen bekriegten sich quer über den Kontinent die Fürsten, Könige und Kaiser. Der Vatikan mischte überall mit, exkommunizierte diesen und krönte jenen, um ihn dann wieder fallen zu lassen. Der Ausgang aus dem finsteren Teil des Mittelalters war schwierig und gewalttätig.

Und voller Elan: In England mußte der König die Magna Charta unterzeichnen, die Urzelle demokratischer Verfassung. Die Pfeffersäcke der nordeuropäischen Hanse beförderten durch ausgreifenden Handel und Wandel nicht nur ihr eigenes Wohlergehen. In Spanien wurde die islamische Herrschaft gebrochen. Die römische Kirche mußte sich mit ersten massiven Protesten auseinandersetzen. Sie tat es auf ihre Art: 1227, im Todesjahr Dschingis Khans, führte Papst Gregor IX. die Inquisition ein, die im Laufe der Zeit blutig verschärft wurde.

Das Hauptziel des Christentums aber blieb, zumindest nominell, die Rückeroberung der Heiligen Stätten in Palästina aus den Händen der Muslime. Da paßten die sagenhaften Nachrichten aus dem fernen Osten wunderbar: Im Rücken der verhaßten Mohammedaner agierte ein mächtiges Volk und, noch besser, sein legendärer König war Christ. Ansonsten wußte man von der Weltengegend nur, daß dort irgendwo der Antichrist hauste, die Endzeitvölker Gog und Magog zwischen Bergen eingeschlossen waren und wunderliche Wesen lebten.

Das abendländisch-christliche Weltbild galt als gesichert, Zweifel waren unnötig. Mit den Mongolen aber brach etwas total Fremdes ein. 1245 schickte Papst Innozenz IV. deshalb den Franziskaner-Mönch Johannes von Plano Carpini zu den „Tartaren“, wie das Abendland die Mongolen nannte. Er sollte, erstens, auskundschaften, wie man sich gegen einen erneuten Vorstoß der wilden Horden wappnen könne, und zweitens den christlichen König Johannes finden. Nicht zuletzt sollte er die Mongolen missionieren und so den Anspruch des Papstes auf die Weltherrschaft festigen. Den ersten Teil erledigte Plano Carpini während seiner zweijährigen höchst abenteuerlichen Expedition zur mongolischen Hauptstadt Karakorum hervorragend. Den zweiten Punkt konnte er nicht erfüllen – es gab keinen christlichen König jenseits der Mohammedaner.

Der dritte Auftrag schlug perfekt fehl: Es prallten zwei Welten voll gegenseitigen Unverständnisses aufeinander. Papst Innozenz IV. mahnte in seinem Schreiben den Mongolen-Kaiser, die Verfolgung der Christen einzustellen „ … und den Zorn der göttlichen Majestät … durch Wiedergutmachung mit einer angemessenen Buße“ zu beschwichtigen. Großkhan Güyük gab Caprini einen Brief mit zurück, in dem er seine Weltsicht kundtat: „… diese deine Worte habe ich nicht verstanden … Du persönlich, an der Spitze der Könige, sollst kommen, um mir baldigst zu huldigen… Wenn ihr aber den Befehl des Himmels nicht achtet,… werden wir wissen, daß ihr unsere Feinde seid… Der Himmel allein weiß, was dann mit Euch geschieht.“

Die Ignoranz auf europäischer Seite wurde durch den Zerfall des mongolischen Zentralstaates zementiert. Die Mongolen waren kein weltpolitischer Machtfaktor mehr. Die durchgängigen Landwege nach Fernost, zuvor sicher und viel benutzt, fielen unter zahllose zollheischende Staatsräuber. Der Fernhandel wurde so teuer und unsicher, daß die Seidenstraßen in Vergessenheit gerieten. Damit versiegte auch der Austausch der Ideen zwischen Ost und West. Asien und Europa wurden sich wieder fremd. Die erstarkenden Europäer suchten den Seeweg zu den legendären Ländern der Gewürze und exotischen Köstlichkeiten. Indien hieß das Ziel der Seefahrer und dann Hinterindien. Schließlich wurde die fixe Idee geboren, Westindien über den Atlantik zu erreichen – Amerika wurde entdeckt.

Von dort kommt nun die Kunde, daß man das Grab Dschingis Khans zwar diesmal nicht entdeckt habe, aber im nächsten Jahr erneut suchen werde. Inzwischen behaupten die Chinesen, sie hätten auf ihrem Staatsgebiet (Innere Mongolei) das Grab des mythischen Weltenkaisers gefunden. Dschingis Khan beschäftigt die Welt weiterhin.

Kompakt Das Mongolenreich war der größte Staat aller Zeiten. Für den freien Handel brach Dschingis Khan schon mal einen Krieg vom Zaun. Der Zerfall des Mongolenreiches förderte die Kolonisationspolitik der Europäer.

Das Mongolische Weltreich Das grösste weltreich aller Zeiten wurde von einem Nomadenvolk geschaffen. Von einem winzigen Kerngebiet in den asiatischen Steppen aus zwangen die Armeen des Dschingis Khan selbst Kulturstaaten wie China unter ihr Joch. Das heillos zerstrittene Europa des Mittelalters hatte dem Sturm aus dem Osten nichts entgegenzusetzen: 1241 wurde ein deutsch- polnisches Ritterheer von einem mongolischen Reiterheer in drei Tagen vernichtet. Nur der Tod des Großkhans verhinderte einen Durchmarsch der mongolischen Eroberer bis an den Atlantik. Mit den Mongolen kam etwas völlig Fremdes nach Europa und erschütterte das – durch Bibel, Kirchenväter und antike Historiker – festgefügte Weltbild des Abendlandes. Der päpstliche Emissär Carpine erlebte auf seiner Reise zu den „Tartaren“ Länder und Völker, die kein Europäer je gesehen hatte.

Die Verteufelung Dschingis Khans ist heute einer neuen Sicht gewichen: Der Mongolenkaiser schuf erstmals „Eurasien“ und sicherte als Schirmherr des globalen Handels für knapp 200 Jahre den ungestörten Austausch von Waren und Ideen zwischen Fernwest und Fernost über die transkontinentalen Seidenstraßen. 1162 Geburt von Temüdschin. Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zerstört Mailand.

1206 Reichstag am Onan kürt Temüdschin zum Dschingis Khan. Kreuzfahrerheer erobert Konstantinopel und massakriert die griechische Bevölkerung (1204).

1215 Erste Eroberung Pekings. Englische Barone erzwingen von König Johann die Magna Charta, die Urzelle demokratischer Verwaltung.

1227 Tod Dschingis Khans. Papst Gregor IX. schafft die Inquisition.

1229 Dschingis-Sohn Ögödei wird zum Großkhan erhoben. Kaiser Friedrich II. wird im 5. Kreuzzug König von Jerusalem.

1230 Beginn der erneuten Feldzüge gegen China. Der Deutsche Orden expandiert in Polen. Vertrag Lübeck–Hamburg als Kern der Hanse.

1238–1240 Eroberung russischer Fürstentümer, Zerstörung Kiews. Papst Gregor IX. bannt Kaiser Friedrich II. zum zweiten Mal (1239).

1241 Eroberungszüge durch den Balkan, Ungarn, Polen. Vernichtung eines deutsch-polnischen Ritterheers bei Liegnitz. Tod des Ögödei. Seesieg Friedrich II. über die Genueser verhindert zunächst Konzil gegen ihn.

1245 Der Papst-Gesandte Plano Carpini bricht nach Karakorum auf. Jerusalem wird endgültig von den Mohammedanern erobert (1244). Papst Innozenz IV. läßt Kaiser Friedrich II. vom Konzil in Lyon als Gegner der Kirche absetzen und unterstützt fortan deutsche Gegenkönige.

1246 Güyük wird zum Großkhan erhoben, Papstemissär Carpini spricht vor. Aufstieg der Habsburger. Erste Pulvergeschütze in Europa leiten das langsame Ende des Rittertums ein.

1248 Tod des Großkhans Güyük. 6. Kreuzzug unter Ludwig IX. von Frankreich. Araber verlieren Sevilla an die Christen.

1251 Göngke wird Mongolenkaiser, Khubilai Khan wird Teilherrscher über Nordchina. Kaiser Friedrich II. stirbt (1250), Interregnum in Deutschland.

1251/52 Eingliederung Tibets in das Mongolische Reich. Päpstliche Inquisition durch Folter verschärft (1252).

1253 Feldzug gegen Korea. Wilhelm von Rubruk reist nach Karakorum. Deutsche Kolonisten wandern nach Böhmen und Mähren ein.

1260 Khubilai Khan wird Großkhan, das Mongolische Reich hat seine größte Ausdehnung, die Goldene Horde löst sich vom Khanat in Karakorum. 100jähriger Handelskrieg zwischen Venedig und Genua. Verschärfter Kampf gegen die letzten Kreuzfahrerstaaten in Palästina.

1271 Marco Polo reist nach China, wo Khubilai Khan eine eigene Dynastie unter dem Namen Yüan gründet. 7. Kreuzzug gegen Tunis. Stärkung der französischen Krone.

1294 Tod Khubilai Khans. Allmählicher Zerfall des mongolischen Weltreichs. Lübeck gründet Städte-Hanse. „Ewiger Bund“ der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden.

1368 Vertreibung der Mongolen aus China. Kastilien verbündet sich mit Frankreich gegen England, das seinen Wollhandel behindert.

1503 Ende der Goldenen Horde. Papst Julius II. erweitert den Kirchenstaat durch kriegerische Aktionen. Götz von Berlichingen verliert im Kampf seine rechte Hand und läßt sie sich durch eine eiserne ersetzen.

1604 Ligdan Khan, der Tsakhar: letzter Großkhan in der Mongolei (bis 1634). Französische Gesellschaft für ostindischen Handel gegründet.

1924 Gründung der Mongolischen Volksrepublik.

1990 Rückkehr zur Selbständigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion. Gründung der Republik Mongolei. Rückbesinnung auf Dschingis Khan.

Bdw community Lesen Johannes von Plano Carpini KUNDE VON DEN MONGOLEN 1245–1247 Thorbecke 1997 DM 45,–

Hans Leicht (Hrsg.) DSCHINGIS KAHN – VOM CHINESISCHEN MEER AN DIE PFORTEN EUROPAS Dokumente und zeitgenössische Aufzeichnungen Edition Erdmann im K. Thienemanns Verlag 1985

Walther Heissig (Hrsg.) DAS BUCH VOM URSPRUNG DER MONGOLEN Eugen Diederichs Verlag 1989

Michael Weiers (Hrsg.) DIE MONGOLEN Beiträge zu ihrer Geschichte und KulturWissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986

Klaus Sagaster KARAKORUM ALS HAUPTSTADT DER MONGOLEN Beiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie, Band 19 von Zabern 1999

Reinhold Neumann-Hoditz DSCHINGIS KHAN Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten rororo monographien Rowohlt, Reinbek 1985

Wilhelm von Rubruk REISE ZU DEN MONGOLEN 1253–1255 Übersetzt von Friedrich Risch Leipzig 1934

Marco Polo IL MILIONE – DIE WUNDER DER WELT Aus altfranzösischen und lateinischen Quellen übertragen und mit einem Nachwort von Elise Guignard Manesse, DM 38,–

INTERNET Aktuelle Nachrichten aus der Mongolei gibt Ihnen die Web-Adresse mongolei.de/news Neuigkeiten für Reise, Geschäft und Tourismus, alle drei Wochen neu zusammengestellt. Dazu auch „ bunte“ Nachrichten etwa Schulbeginn, Hilfe für Viehzüchter oder Kommunalwahlen. Sechs Hinweise auf Organisationen wie die Deutsch-Mongolische Gesellschaft, den mongolischen Deutschlehrerverband, für Studierende, Firmen und Jugendaustausch finden Sie unter: mongolei.de/adressen/orga.htm Deutschsprachige Mongolei- Informationen: Adressen, Flüge, Links,Reiseinformationen, Termine, Hilfsprojekte, Offizielles, Landesnachrichten, Literatur,

Jugendaustausch: http://www.mongolei.net/mongolia.htm

Ideenmarkt im Internet: http://www.mongolei.net/service/chat.htm

Kontakt Botschaft der Republik Mongolei in Deutschland Gotlandstraße 12; 10439 Berlin Tel.: 030/446 93 20 Fax: 030/446 93 21 E-Mail: mongolbot@ad.com

Michael Zick

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