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Titelthema "Inka – ein Mythos entsteht": Die Ahnen der Indios

Allgemein

Titelthema "Inka – ein Mythos entsteht": Die Ahnen der Indios
Der Streit um die Besiedelung des Kontinents. Wissenschaftliche Eifersüchteleien oder schlampige Arbeit? Archäologische Funde in Südamerika werden von US-Forschern nicht anerkannt – sie sind entschieden älter als die nordamerikanischen.

Sie kamen aus Asien, und sie kamen über Land: die ersten Menschen in Amerika. Auf ihrem Weg von Sibirien nach Alaska durchwanderten kleine Gruppen von Jägern eine Landschaft, die Ähnlichkeit mit der Tundra Nordostasiens hatte. Beringia nennen die Urzeitforscher dieses inzwischen untergegangene Land. Dort, wo heute das Wasser der Behringstraße Asien und Amerika trennt, dehnte sich bis zum Ende der letzten Eiszeit vor 15000 Jahren trockenes Land: Der Meeresspiegel lag über 90 Meter tiefer als heute. Denn viel Meerwasser war in den Gletschern der Kontinente gebunden. Wann die ersten Menschen kamen und welchen Weg sie nahmen, um die beiden Teilkontinente zu besiedeln – dies gibt Anlaß zu wissenschaftlichem Streit. Denn: Kaum auf der amerikanischen Seite der Landbrücke angekommen, stellten sich den Einwanderern riesige Gletscher entgegen. Die Vertreter der „Landhypothese“ entwerfen für die Überwindung dieser Eismassen ein gigantisches Szenarium: Lange Zeiträume relativer Erwärmung schmolzen Korridore in die Gletscher, das Klima in den Passagen war passabel, die Jäger fanden Nahrung. Bislang fehlen allerdings archäologische Funde, die diese Idee stützen. Die Vertreter der „Seehypothese“ behaupten: Die Urmenschen bauten Boote und fuhren entlang der Küsten nach Süden. Die Besiedlung des Landesinnern sei kein Problem gewesen. Der Hamburger Prähistoriker Prof. Hans Ziegert ist überzeugt: „Der Bevölkerungsdruck entlang der Küste war groß genug, daß die Menschen auch über die Rocky Mountains gewandert sind.“ Doch gibt es bislang keine ausreichenden Beweise für die dauerhafte Besiedlung der Küsten. Die nordamerikanischen Funde, die lange Zeit als die ältesten Besiedlungs-Zeugnisse galten, sind zwischen 11000 und 13000 Jahre alt. Steinerne Speerspitzen und Reste von Jagdtieren – vor allem aus dem Örtchen Clovis im US-Staat New Mexico – lassen sich mit der Radiokarbonmethode eindeutig datieren (bild der wissenschaft 10/1995, „Die wahre Entdeckung Amerikas“).

Die Funde in Südamerika scheinen deutlich älter zu sein: Im brasilianischen Pedra Furada hat die Archäologin Niède Guidon fossile Feuerstellen und Steinwerkzeuge entdeckt, die sie auf ein Alter von 40000 Jahren schätzt. In Mittelchile bei Monte Verde hat der US-Archäologe Tom Dillehay mehrere Siedlungen freigelegt – die ältesten beziffert er auf 33000 Jahre. Beide Forscher kämpfen seit Jahren um die Anerkennung ihrer Funde – und deren Alter. Ihr Problem: Mit der C14-Methode lassen sich so alte Funde nicht zweifelsfrei bestätigen. Viele US-Forscher lehnen die Datierungen ihrer Kollegen in Südamerika ab. Doch scheinen die Zweifel nicht nur wissenschaftlich motiviert zu sein. Prof. Ziegert: „Die US-Amerikaner erfinden immer neue Kriterien für die Altersbestimmung und klammern sich dann daran.“ Dabei haben einige Funde in Nordamerika in jüngster Zeit ein neues Bild ergeben: In Meadowcroft im US-Staat Pennsylvania wurden Steinklingen gefunden, deren Alter auf 19000 Jahren geschätzt wird. Damit wäre auch Nordamerika sehr viel früher besiedelt worden. Dennoch bleiben die südamerikanischen Befunde weiterhin umstritten. Für viele Wissenschaftler aus Südamerika und Europa sind sie jedoch überzeugend. Auch Prof. Ziegert sagt: „Es gibt keinen Grund, an den Datierungen zu zweifeln.“ In einem Punkt sind sich alle Wissenschaftler einig: Die Urmenschen haben beide Teile des amerikanischen Kontinents zügig besiedelt: Die ältesten allgemein anerkannten Funde in Südamerika sind 11000 Jahre alt.

Swantje Middeldorff

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