Einer der wichtigsten Erreger der chronischen Leberentzündung ist das Hepatitis-C-Virus. Oft wird die akute Infektion nicht bemerkt, doch 50 bis 80 Prozent der Betroffenen entwickeln eine chronische Erkrankung, die nach Jahrzehnten zu Leberzirrhose und -krebs führen kann. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg um Peter Krammer haben jetzt erstmals nachgewiesen, wie trickreich das Virus das Immunsystem der Patienten umgeht: Normalerweise erkennen so genannte NK-Zellen (natural killer cells) virusbefallene Zellen im menschlichen Körper und töten sie ab. „Diese NK-Zellen sind in der Leber ausreichend vorhanden“, sagt Krammer. „Das Hepatitis C-Virus kann diese erste Abwehrfront des Immunsystems jedoch gezielt ausschalten.“ Eine Schlüsselrolle spielen dabei die MHC (major histocompatibility complex)-Klasse-I-Moleküle. Sie erlauben dem Immunsystem, Eindringlinge zu erkennen und steuern die Aktivität der NK-Zellen. Das Hepatitis-C-Virus greift in den komplexen Mechanismus dieser Moleküle ein, und verhindert, dass die NK-Zellen aktiv werden. Es kann sich dann ungestört in der Leber vermehren. Die Forscher hoffen, dass sich jetzt ein neuer Impfstoff gegen Hepatitis C entwickeln lässt.
Hans Groth