Einen Blick in die kosmische Urzeit ist dem Hubble-Weltraumteleskop zusammen mit Radio- und Röntgenobservatorien gelungen: Aufnahmen von frühen Urgalaxienhaufen, mit denen Astronomen bislang nicht gerechnet hatten.
Der Protocluster TNJ1338-1942, der älteste bekannte Urgalaxienhaufen, ist über zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt (Rotverschiebung 4,1). Er stammt aus einer Zeit, als das Universum nur ein Zehntel seines heutigen Alters (13,7 Milliarden Jahre) hatte. Er besteht aus einer massereichen Galaxie, die von vielen Kleingalaxien umgeben ist. George Miley vom niederländischen Leiden-Observatorium und sein Team wiesen darin heftige Sternentstehungsprozesse nach. Radioaufnahmen zeigen Jets aus hochenergetischen Teilchen, die bei einem zentralen Schwarzen Loch in der Hauptgalaxie entstanden sein müssen.
RDCS1252.9-2927, ein zweiter Galaxienhaufen, erwies sich als massereichster bekannter Cluster aus jener frühen Epoche. Er ist fast neun Milliarden Lichtjahre entfernt. Die meisten seiner Sterne sind schon vor über elf Milliarden Jahren entstanden. Er könnte Tausende Galaxien enthalten. Hubble sah mehrere Hundert von ihnen und inspizierte 100 genauer. Die Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton wiesen 70 Millionen Grad heißes Gas in dem Cluster nach. Das zeigt, dass sich Galaxienhaufen schon früh gebildet haben. Damit die Schwerkraft so schnell kreativ greifen konnte, müssen die Haufen große Mengen an unsichtbarer Dunkler Materie enthalten, deren physikalische Natur bislang rätselhaft ist.
Hans Groth