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Veraltetes Wissen einfach überschreiben?

Allgemein

Veraltetes Wissen einfach überschreiben?

Vollmundig präsentierte Durchbrüche halten nur selten, was sie versprechen. Argwohn ist angesagt, wenn die Computerindustrie das Zeitalter des papierlosen Büros anbrechen läßt. Mein Schreibtisch ächzt von Jahr zu Jahr stärker unter den papiernen Mitteilungen, Manuskripten, Marketingdrucksachen. Allen E-Mails zum Trotz! Nun legte mir Bernd Müller, bdw-Redakteur für Neue Medien, noch ein Papier auf den Tisch: seinen Beitrag „Das letzte Buch“, den er vor den Toren Bostons recherchiert hat. Danach werden in den nächsten Monaten in den USA preisgünstige Kunststoffolien auf den Markt kommen, die sich wie Papier anfühlen, aber tausendemal mit neuem Inhalt beschrieben werden können. Müllers eindrucksvolle Beschreibung (im Heft auf den Seiten 48 bis 51) hat mich überzeugt, daß da wirklich eine neue mediale Perspektive entsteht. Denn bei der jetzt heranreifenden Qualität von elektronischem Papier geht es nicht mehr um Technik, die verzweifelt Anwender sucht. Hier locken handfeste materielle Vorteile: Wer auf elektronischem Papier veröffentlicht, spart teure Vertriebskosten. Weil dann auch keine Papier- und Druckkosten mehr entstehen, kann bald jeder eine Postille herausgeben. Ob die Zeitung auch jemanden interessiert, steht freilich auf einem anderen Blatt. Doch auch professionelle Zeitungsmacher werden die Entwicklung nutzen. Tageszeitungs- und Zeitschriftenverlage können ihre Inhalte preisgünstiger verkaufen. Nichts ist älter als die Tageszeitung von gestern, heißt es. Warum also veraltete Seiten nicht überschreiben? Bei bild der wissenschaft würden Sie das natürlich nie tun. Oder etwa doch, wenn Sie die hervorragend illustrierte elektronische Ausgabe nur die Hälfte der Druckausgabe kosten würde? Schreiben Sie mir, wie Sie darüber denken.

Noch vor zwei Jahren konnte der Münchner Genetiker Matthias Krings mit den Worten zitiert werden: „Der Neandertaler hat nicht zum heutigen menschlichen Genpool beigetragen.“ Als Beleg für diese These dienten Analysen, die Krings zusammen mit Svante Pääbo an Erbgut-Spuren aus Neandertalerknochen vorgenommen hatte. Jetzt wollen die beiden Forscher nichts mehr von solchen Statements wissen: Sie seien von den Medien falsch interpretiert worden. Ein später Rückzieher, denn schon vor einem Jahr stießen Anthropologen in Portugal auf das Skelett eines Kindes, das vor 25000 Jahren gestorben ist. Und welche Überraschung: Schädel und Knochen offenbarten sowohl Einflüsse des Neandertalers als auch des Homo sapiens. Nun steht der Neandertaler wieder in unserer Ahnengalerie – ein Beispiel, das zeigt: Das Wissen über unsere frühen Vorfahren ist bruchstückhaft und stets für einen Knüller gut. Weitere gefällig? Dann lesen Sie die Titelgeschichte dieses Heftes, die Thorwald Ewe für Sie komponiert hat: Der Urmensch (im Bild unsere Ahnengalerie) als Seefahrer, Eroberer, Kannibale. Viel Spaß bei der Lektüre ab Seite 58.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag schlug der Orkan „Lothar“ mit voller Gewalt zu. Er forderte rund 100 Menschenleben in Europa und fällte allein in Baden-Württemberg acht Millionen Bäume. Der Beitrag „Waldwechsel“, der in der letzten bdw-Ausgabe erschien, bekam so unerwartete Brisanz. Durch den frühen Drucktermin fehlte uns dort aber die Möglichkeit, den Artikel an den neuen Sachverhalt anzupassen. Deshalb legt dessen Autor, der Biologe und Wissenschaftsjournalist Dr. Bernhard Epping, jetzt auf Seite 12 noch einige Argumente nach. Er empfiehlt, daß wir gut daran täten, den Wald weit stärker als bisher sich selbst zu überlassen.

Wolfgang Hess

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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