Vögel erstrahlen in ultraviolett, weil ihre Federn diese Farbe reflektieren. Aber es gibt noch eine andere Methode, um UV zu nutzen: Das kurzwellige, energiereiche Licht wird aufgenommen und als langwelligeres andersfarbiges Licht wieder abgestrahlt. Fluoreszenz heißt dieser Effekt, der in der Natur sehr häufig ist. Mineralien fluoreszieren (siehe Bilder auf der linken Seite), und sogar Blätter tun es: Ihr Chlorophyll strahlt rotes Licht ab. Die Fluoreszenz ist für ein menschliches Auge unter normalen Lichtbedingungen nicht auszumachen, da der Anteil des fluoreszierten Lichtes zu gering ist und daher vom übrigen Licht überstrahlt wird. Wer jedoch nachts mit einer Schwarzlichtlampe durch die Sammlungen eines naturkundlichen Museums wandert – wie wir es getan haben –, entdeckt dabei leuchtende Schätze.
Einige Vogelarten nutzen diesen Lichteffekt, zum Beispiel Papageien. Durch die Fluoreszenz strahlt ihr Gefieder heller und intensiver. Auch einige Vogeleier und Schmetterlingspuppen fluoreszieren. Wahrscheinlich dient der Effekt hier als aktiver Schutz der Embryos vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne. Sie werden durch die Fluoreszenz in harmlose Strahlen umgewandelt. Rätselhaft ist die Fluoreszenz bei Skorpionen. Die nachtaktiven Spinnentiere erstrahlen unter UV-Licht in hellem Grün oder Blau. Es gibt unterschiedliche Spekulationen darüber, wozu diese Fluoreszenz dient. Einige Forscher vermuten, es könne sich möglicherweise um Signale in der innerartlichen Kommunikation handeln – allerdings sind Skorpione keine Augentiere. Sie verlassen sich vielmehr auf ihre ausgeprägten Tastorgane. Und: Das UV-Licht ist in der Nacht nur so gering, dass eine Fluoreszenz unter natürlichen Lichtbedingungen praktisch nicht auszumachen ist. Eine weitere Hypothese ist, dass die Fluoreszenz den sonnenempfindlichen Skorpionen – ähnlich wie Eiern und Puppen – als Schutz dient. Da die heutigen Skorpione aber nachtaktiv sind und die Sonne meiden, wäre dies dann ein Relikt aus früherer Zeit.
Bei Meeresbewohnern ist Fluoreszenz weit verbreitet. Unter der Bestrahlung mit kurzwelligem Licht leuchten Schnecken, Muscheln, Seesterne, Seeigel und Krebstiere in verschiedenen Farben und in sehr markanten Mustern. So fluoresziert die braune Kauri-Schnecke intensiv rot. Warum die Tiere das tun, ist noch nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich nutzen sie den Effekt, um im eintönigen Blau des Meeres Farben darzustellen, deren Wellenlängen nicht in die Tiefe dringen: Zunächst verschwindet Rot aus dem Spektrum, danach mit zunehmender Tiefe sukzessive Gelb und Grün – bis nur noch blaue und ultraviolette Wellenlängen übrig sind.