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Volle Kraft zurück

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Volle Kraft zurück

DER GROSSE SHOWDOWN kam während einer Tagung in Pittsburgh, US-Bundesstaat Pennsylvania. Eigentlich wäre es an diesem Novembertag 2002 bei grauem Himmel und leichtem Schneefall angemessener gewesen, die zukunftsweisende Technologie zur Wärme- und Stromerzeugung voranzutreiben. Doch der Hoffnungsträger fürs künftige Energiegeschäft erlitt an diesem Tag eine böse Schlappe. Denn das tagende internationale Konsortium aus Stromerzeugern und Herstellern von Kraftwerkstechnik beschloss: Das Projekt MEGASOFC wird gestoppt.

Es wäre das erste vorkommerzielle Brennstoffzellen-Kraftwerk mit – bislang unerreicht – einem Megawatt Leistung gewesen. Ende 2003 hätte das 50 Millionen Euro teure Kraftpaket im süddeutschen Marbach am Neckar den Betrieb aufnehmen sollen. Doch dieses erste Großprojekt, das die EU gemeinsam mit der amerikanischen Energiebehörde DOE fördern wollte, landete im Papierkorb. Das Aus für MEGASOFC ist ein harter Schlag für die Branche, die noch vor kurzem glaubte, mit kleinen, wasserstoffgetriebenen Brennstoffzellen-Kraftwerken bald den Energiemarkt revolutionieren zu können.

Geradezu euphorisch startete vor drei Jahren das Konsortium unter Federführung des Konzerns Energie Baden-Württemberg (EnBW). Mit im Boot waren auf Energie-Erzeugerseite die Unternehmen Electricité de France, Gaz de France sowie die Tiroler Wasserkraftwerke. Seitens der Kraftwerkhersteller stiegen Siemens KWU und die amerikanische Siemens Westinghouse Power Cooperation ein. Das Ziel: Man wollte das bisher größte Brennstoffzellen-Kraftwerk mit angeschlossener Kraft-Wärme-Kopplung in Europa errichten – eine praxistaugliche Anlage, die ökologischen Ansprüchen standhielt und trotzdem bezahlbar war. Eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle des Typs SOFC (Festoxidzelle) sollte drei Viertel der Leistung bringen. Den Rest sollte eine nachgeschaltete Mikro-Gasturbine besorgen, die als Turbolader die Energie des heißen Abgases verwertet hätte. 60 Prozent elektrischer Wirkungsgrad sollten damit zu schaffen sein. Und warmes Wasser dazu.

„Wir haben gedacht, wir schrauben das einfach so zusammen“, sagt heute selbstkritisch Wolfram Münch, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei der EnBW. Mittlerweile sehen er und seine Kollegen die Sache realistischer. Es gibt keine passende Gasturbine auf dem Markt. Verfügbar sind rasend schnell sich drehende, kleine Turbinen für den Leistungsbereich zwischen 30 und 100 Kilowatt, konstruiert für Militär und Zivilluftfahrt – viel zu hochgezüchtet für MEGASOFC. „Eine alte Turbine aus dem Deutschen Museum hätte den Zweck wohl besser erfüllt“, spekuliert Münch.

Freilich hätte man eine Turbine auch neu konstruieren können. Acht Millionen Euro hätte das gekostet – das ernüchterte. Hinzu kam: „Die Preise für Brennstoffzellen entwickeln sich nicht so schnell nach unten, wie wir gehofft hatten“, sagt Münch. Auch in den USA sind die Pläne für eine Megawattzelle von der Bildfläche verschwunden. Jetzt backen alle wieder kleinere Brötchen. Die ersten Kraftwerks-SOFC-Zellen – wesentlich kleinere als für MEGASOFC geplant – sollen in diesem Jahr in Vorserie gehen. Und das meist „hinten ohne“: Lediglich zwei Versuchskraftwerke in Italien sollen eine nachgeschaltete Gasturbine erhalten. Immerhin: Für gedankliche Höhenflüge haben die Ingenieure jetzt wieder mehr Zeit. Denn das Brennstoffzellen-Kraftwerk mit dem Megawatt kommt, so wie es aussieht, wohl erst im nächsten Jahrzehnt.

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Tobias Beck

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