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Wildkatzen weiter verbreitet als gedacht

Freudige Überraschung

Wildkatzen weiter verbreitet als gedacht
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An Baldrian bestrichenen Lockstäben verrieten sich die wilden Samtpfoten. (Foto: Don Bosco/Sannerz)
Wo schleichen noch Wildkatzen durch die deutschen Wälder? Offenbar in überraschend vielen Gegenden: Die scheuen Miezen sind deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen. Das hat eine groß angelegte Bestandsaufnahme aufgedeckt, bei der ein kurioser Lockstoff zum Einsatz kam: Baldrian.

Einst streunte sie durch nahezu alle europäischen Wälder – doch intensive Bejagung änderte dies: Ende des 18. Jahrhunderts war die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) in Deutschland und anderen Teilen Mitteleuropas fast ausgerottet. Erst durch intensive Schutzmaßnahmen konnten sich die Bestände wieder erholen. Doch nur wo es noch naturnahe Laub- und Mischwälder mit alten Baumhöhlen und viel Totholz gibt, hat die Wildkatze dauerhaft eine Chance. Um systematisch zu erfassen, wo in Deutschland tatsächlich Wildkatzen leben, haben Forscher der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung eine groß angelegte Studie initiiert.

Angelockt mit Baldrian

„Die tatsächlichen Wildkatzenbestände in Wäldern zu erfassen ist nicht einfach“, betont Katharina Steyer vom Senckenberg Forschungsinstitut und der Goethe-Universität Frankfurt. Der Grund: Die Tiere sind durch ihre Scheu schwer zu beobachten und außerdem lassen sie sich äußerlich nur schwer von Hauskatzen unterscheiden. Die Forscher nutzten deswegen genetische Nachweisverfahren, um den wilden Miezen auf die Spur zu kommen. Zur Probenahme dienten mit Baldrian eingeriebene Stöcke im Wald. Der Duft zieht die Tiere magisch an und sie reiben sich an den Lockstöcken. Dabei hinterlassen sie Haare, die für genetische Analysen genutzt werden können. „Wir haben über 6000 Proben genetisch untersucht, um herauszufinden in welchen Wäldern Deutschlands tatsächlich Wildkatzen leben“, berichtet Steyer.

Das überraschende Ergebnis: Wildkatzen sind häufiger und vor allem flächendeckender verbreitet, als noch vor wenigen Jahren angenommen. Insgesamt 2220 Wildkatzen konnten durch die DNA-Proben identifiziert werden. „44 Prozent der von uns bestimmten Wildkatzen-Proben wurden außerhalb des vor Beginn der genetischen Analysen bekannten Verbreitungsgebiets gesammelt“, sagt Steyer. In einer Studie aus dem Jahr 2009 war man noch von einer eher zerfaserten Verbreitung ausgegangen. „Unsere Analysen deuten darauf hin, dass im zentralen Verbreitungsgebiet, das sich von Nordbayern bis nach Südniedersachsen und von Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten erstreckt, kaum noch größere Waldgebiete von der Art unbesiedelt sind.“

Den Wissenschaftlern zufolge haben der strenge Schutz, ein Umdenken im Waldbau sowie die starken Sturmereignisse in den vergangenen Jahren für günstigere Lebensbedingungen für die Wildkatze gesorgt. Inwieweit es sich jedoch tatsächlich um eine Ausbreitung handelt, oder ob die Art mangels genetischer Analyseverfahren in der Vergangenheit einfach nur übersehen wurde, ist allerdings noch unklar.

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Kaum Hauskatzen-Mischlinge

Die genetischen Untersuchungen lieferten auch noch ein weiteres erfreuliches Ergebnis: Lediglich 86 Tiere identifizierten die Forscher als Hybridformen zwischen Wild- und Hauskatze. „Nur bei knapp vier Prozent aller untersuchten Wildkatzen fanden wir Spuren von Hauskatzen-DNA, die von Hybridisierungsereignissen stammt. Sie kommen demnach nur sehr selten vor und bedrohen die heimischen Wildkatzen-Bestände nicht“, sagt Steyer.

„Gute Nachrichten sind im Naturschutz ja eigentlich selten, daher sollten wir uns über die Ergebnisse besonders freuen“, so Steyer. Trotzdem gilt allerdings weiterhin: Die Wildkatze bleibt in Deutschland mit 5.000 bis 10.000 Tieren eine seltene Art. „Unsere Daten fließen immer zeitnah in die offiziellen Verbreitungskarten ein und helfen so, ein effektives Schutzmanagement für die Wildkatze zu etablieren“, sagt Steyer.

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

 

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