Millisekunden-Pulsare sind die Körper mit der schnellsten Rotation im Universum. Nun wurden Astronomen erstmals Zeugen der Geburt eines solchen Neutronensterns, der wenige Dutzend Kilometer groß ist, aber massereicher als unsere Sonne, und seine Strahlung in zwei Bündeln entlang seiner Magnetfeldachse ins Weltall sendet. Die Entdeckung gelang einem Team vom italienischen Bologna-Observatorium. Mit Radioteleskopen und dem Hubble-Weltraumteleskop hatten sie den Millisekunden-Pulsar PSR J1740-5340 und seine Umgebung im Kugelsternhaufen NGC 6397 ins Visier genommen. Die 1982 erstmals beobachteten Millisekunden-Pulsare – über 90 sind inzwischen bekannt – gaben den Wissenschaftlern lange Zeit Rätsel auf. PSR J1740-5340, der sich 274-mal pro Sekunde um seine Achse dreht, wird von einem 100-mal größeren aufgeblasenen roten Stern umrundet, der mindestens fünfmal ausgedehnter ist als ein Stern vergleichbarer Masse. Auch fanden die Astronomen ungewöhnlich hohe Mengen Gas in der Nähe des Pulsars. Die Forscher denken, dass der aufgeblasene rote Stern rasch sein Gas verloren hat und sich in einen Weißen Zwerg verwandelt. Demnach wäre der Millisekunden-Pulsar durch den Energietransfer von seinem Begleiter erst kürzlich „angeschoben“ worden. Eine andere Erklärung: Der Neutronenstern hat den roten Nachbarn zufällig mit seinem Schwerefeld eingefangen und dabei einen früher gebildeten Weißen Zwerg aus dem System geschleudert.
Hans Groth