Die US-Pharmaindustrie setzt bei der Vermarktung ihrer Produkte nicht nur auf ihren Außendienst, der die Ärzte regelmäßig besucht. Nach amerikanischen Schätzungen erhält jeder Arzt jährlich 8000 bis 13000 US-Dollar an Zuwendungen von Pharmafirmen in Form von gesponserten Fortbildungsveranstaltungen und Spesen – sowie von Reisekostenzuschüssen zu wissenschaftlichen Kongressen. Ashley Wazana von der McGill-Universität in Montreal/ Kanada analysierte 29 wissenschaftliche Studien, die zu diesem Thema in den letzten 20 Jahren erstellt wurden. Die Forschungsarbeiten belegen – so Wazana – wie problematisch ein zu intensiver Kontakts zwischen Ärzten und Pharmafirmen sein kann. Ärzte, die auf Firmenkosten zu Kongressen reisten, verschrieben hinterher die Medikamente des Sponsors bis zu zehnmal häufiger. Der intensive Kontakt zum Pharma-unternehmen hat zur Folge, besagt die Studie, daß die Ärzte falsche Behauptungen über die Medikamente schlechter erkennen. Außerdem würde ein Trend weg von preisgünstigen Generika, hin zu teureren neuen Wirkstoffen ausgelöst, obwohl diese oft keine medizinischen Vorteile böten.
Ulrich Fricke